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Nazis planen zwei „Trauermärsche“ durch Dresden

 

In diesem Jahr verhinderten Massenblockaden den Naziaufmarsch © Matthias Zickrow

„Jetzt erst recht! Dresden, wir sind bereit!“, droht die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) schon seit Februar diesen Jahres auf ihrer Internetseite. Für 2011 sucht die Neonaziszene nach Strategien, um ihren jährlichen Großaufmarsch trotz Massenprotesten durchzuführen. Unter dem Motto „Nazifrei – Dresden stellt sich quer“ hatten am 13. Februar Zehntausende den Aufmarsch durch friedliche Sitzblockaden erstmals verhindert.

NPD, Junge Nationaldemokraten (JN), die JLO und das rechtsextreme „Netzwerk Mitte“ sind im „Vorbereitungskreis Dresden 2011“ vertreten. Dieser Kreis plant die Nazikundgebung am 13. Februar 2011. Fast ein halbes Jahr vorher gibt es jetzt die ersten Informationen über die Vorhaben der Neonazis. Demnach planen sie für 2011 nicht nur einen so genannten Gedenkmarsch durch Dresden am Sonntag dem 13. Februar. Sie wollen auch am 19. Februar  „mehrere unabhängig voneinander stattfindende Veranstaltungen“ organisieren. Die NPD, die sich „nationaldemokratisch“ nennt, zeigt auf diesem Weg erneut ihre antidemokratische Einstellung: So „beschimpft“ der Vorbereitungskreis die Gegner seines Aufmarsches abfällig als „Demokraten“. Die geplanten Veranstaltungen sollen sich gegen die „Repressionen der Demokraten“ richten.

Laut dem Dresdner AK Antifa haben die Nazis auch für den 19. Februar mindestens einen „Trauermarsch“ angemeldet. Damit reagieren sie darauf, dass ihr Aufmarsch im letzten Jahr von tausenden Gegendemonstranten verhindert werden konnte. Der Plan dahinter ist einfach nachzuvollziehen: Die Rechtsextreme Szene hofft, dass mehrere Aktionen schwieriger zu stören sind als eine große Kundgebung. Dass die beiden Aufmärsche fast eine Woche auseinander liegen, erschwert es auswärtigen Gegendemonstranten, an beiden Tagen anzureisen. Um den Nazis etwas entgegenzusetzen, wird es 2011 also noch mehr auf die Dresdner selbst ankommen.

Den Wahrheitsverdrehern keine Gasse

Helma Orosz, Oberbürgermeisterin Dresdens, plant für den 13. Februar erneut eine Menschenkette. Diese soll sowohl den Toten der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 gedenken, als auch ein Zeichen gegen den Missbrauch dieses Datums durch Nazis setzen. Diese versuchen seit Jahren den Bombenangriff der Alliierten als „Bombenholocaust“ umzudeuten, ebenso wie die Schuldfrage des Zweiten Weltkriegs. Die Menschenkette ist ein Symbol, jedoch zielt sie nicht darauf ab, den Nazi-Aufmarsch zu stören oder gar zu verhindern.

Das Bündnis Dresden-Nazifrei, das dieses Jahr die Blockaden organisiert hat, plant bereits Gegenaktionen für 2011. Der Startschuss soll bei einer Aktivierungskonferenz Anfang Oktober fallen. Dort soll es um Nazis in Sachsen und die Bedeutung von Nazi-Aufmärschen für die rechte Szene gehen – und um zivilen Ungehorsam, Widerstand und rechtliche Aspekte von Blockaden.