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NPD eröffnet Schulungszentrum in Chemnitz

 

Holger Apfel, hier mit seiner Landtagsfraktion 2010 in Zwickau, wird in Chemnitz ein Bürgerbüro beziehen
Holger Apfel, hier mit seiner Landtagsfraktion 2010 in Zwickau, wird in Chemnitz ein Bürgerbüro beziehen © Johannes Grunert

Einmal mehr war es Maik Scheffler von der NPD Nordsachsen, der über die Machenschaften der Chemnitzer NPD informierte. Nachdem er bereits vor einem Jahr angekündigt hatte, die NPD werde in Chemnitz, Ostsachsen und dem Leipziger Land „nationale Bildungszentren“ einrichten, informierte er nun über die Eröffnung des Chemnitzer NPD-Hauses.
Unscheinbar auf seiner öffentlichen Facebook-Seite schrieb der 37-jährige, der außerdem Mitbegründer des „Freien Netzes“ ist, er habe eine Einladung für die Eröffnung des Chemnitzer „Objektes“ an der Markersdorfer Str. 40 unweit des Chemnitzer Stadtparks erhalten. Damit bestätigte sich, was von Vielen vermutet wurde: Die zwei weiteren angekündigten Häuser wurden nie verwirklicht, das Ende 2010 vom Rechtsrockhändler Yves Rahmel gekaufte Haus in Chemnitz ist fertig gestellt und wird am 18.11. eröffnet. Pikant: Der neue NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel soll hier ein Bürgerbüro leiten, so Scheffler.

Damit ist zu befürchten, dass sich der Fokus der sächsischen Neonaziszene weiter auf Chemnitz verlagern wird. Häufig waren größere Saalveranstaltungen in der Gaststätte „Mannheim“ im nahe gelegenen Limbach-Oberfrohna abgehalten worden. Das Lokal musste allerdings im Laufe dieses Jahres aufgrund baurechtlicher Probleme schließen, weshalb wohl schon länger eine geeignete Alternative gesucht wurde.

Lange war spekuliert worden, ob das Einzelhaus im Chemnitzer Stadtteil Markersdorf in Zukunft tatsächlich die NPD beherbergen soll. Der Inhaber des in der Nähe gelegenen Rechtsrockhandels „PC Records“, Yves Rahmel, verneinte gegenüber der Chemnitzer Freien Presse nach dem Kauf zunächst die geplante Nutzung. Die Stadt Chemnitz, die dazu mit dem sächsischen Verfassungsschutz in Verbindung steht, bestätigte entsprechende Pläne. Eingreifen wollte die Stadt aber nicht. Für das Haus, das früher als Gaststätte genutzt wurde, sei keine Umnutzung beantragt worden. Von daher, so die Stadt, seien den Behörden die Hände gebunden, da die stattgefundenen Baumaßnahmen nicht genehmigungspflichtig seien, berichtete die Tageszeitung Junge Welt im Januar 2011.

Käufer Yves Rahmel gehört zu den einflussreichsten Köpfen der Chemnitzer Naziszene. Als Betreiber eines der aktivsten deutschen Rechtsrocklabels verfügt er über ausreichend Mittel, um die Szene rund um NPD und die „Nationalen Sozialisten Chemnitz“ finanzkräftig zu unterstützen. Nebenbei wurde vergangene Woche bekannt, dass er darüber hinaus selbst aktiv bei den Chemnitzer „Jungen Nationaldemokraten“ ist. Auszüge eines internen Neonazi-Forums waren an die Öffentlichkeit gelangt.

Zur Eröffnung des Hauses am 18.11. ist Dr. Olaf Rose, Parlamentarischer Berater der NPD im sächsischen Landtag, als Redner angekündigt. Er wird einen Vortrag über die „Kontinuität amerikanischer Besatzungspolitik in der Welt“ halten.