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Neonazi-Schießtraining mit VS-Spitzel

 

Die ausgebrannte Wohnung der NSU-Terroristen in Zwickau © Jan Woitas/dpa

Der thüringische Verfassungsschutz-Spitzel Tino Brandt hat bereits im Jahr 1995 an Schießübungen teilgenommen. War möglicherweise auch Beate Zschäpe beteiligt?

Von Andrea Röpke, zuerst veröffentlicht beim blick nach rechts

Die Akte „116 Js 17874“ aus dem Jahr 1995 könnte spannend werden. Dabei verfügt das Thüringer Staatsarchiv nurnoch über „archivwürdige Bestandteile“ davon, wie aus der am Mittwoch erfolgten Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Landtagsabgeordneten Martina Renner (Die Linke) an das Landesinnenministerium in Erfurt hervorgeht. Darin ging es um Schießübungen mit scharfen Waffen im Umfeld des damaligen „Thüringer Heimatschutzes“ (THS).

Ein Zeuge hatte eine Gruppe von acht bis neun Jugendlichen bei Schießübungen mit Pistolen auf dem Truppenübungsplatz der GUS-Streitkräfte in Milbitz bei Saalfeld-Rudolstadt beobachtet und den bezahlten Verfassungsschutzspitzel Tino Brandt als einen der Teilnehmer erkannt. Die Staatsanwaltschaft Gera leitete gegen Brandt „und weitere Beschuldigte“ ein Ermittlungsverfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ein. Das Verfahren wurde Jahre später eingestellt.

Die Linke will jetzt nachhaken, will einen Beweisantrag für den neunköpfigen Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag einbringen und hat besagte Akte angefordert. Immerhin stellen sich viele Fragen, unter anderem: Warum schaltete der Verfassungsschutz 1995 nicht ab, sondern finanzierte ihn noch sechs Jahre lang weiter? Waren auch Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos an den Schießübungen beteiligt? Denn noch 1997 gab es im Polizeicomputer zu Beate Zschäpe den Vermerk: „Beobachtende Fahndung, kriminelle Vereinigung“.