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Frei.Wild-Fans gehen auf Jennifer Rostock los

 

Sängerin Jennifer Weist, Quelle: Johannes Ehn/dpa
Sängerin Jennifer Weist, Quelle: Johannes Ehn/dpa

Jennifer Rostock verbitten sich T-Shirts von Frei.Wild und den Böhsen Onkelz auf ihren Konzerten. Auf Facebook erntet die Band böse Kommentare und Drohungen – von Gaskammern ist die Rede.

Die Band Jennifer Rostock erlebt auf Facebook gerade ihren ersten Shitstorm: Über 6.000 Kommentare sind in den letzten drei Tagen zusammengekommen. Auslöser war die Aussage der Band, sie wolle auf ihren Konzerten nie wieder Leute mit T-Shirts der Böhsen Onkelz oder von Frei.Wild sehen. Denn, so schreibt Jennifer Rostock: „Auch wenn Frei.Wild sich selbst als ‚unpolitisch‘ bezeichnen, findet ihre Musik gerade in der rechtsextremen Ecke viel Anklang, da die Texte große Identifikationsfläche für nationalistisches Gedankengut bieten.“

Die Band schreibt weiter: „Wir möchten klarstellen, dass wir nicht alle Böhse-Onkelz- oder Freiwild-Fans als Nazis bezeichnen und auch niemandem vorschreiben wollen, wie er/sie sich zu kleiden hat. Aber auf unseren Konzerten möchten wir die Namen von diesen ‚fragwürdigen‘ Bands nicht lesen.“

Für diese Äußerungen bekommt Jennifer Rostock viel Lob, Anerkennung und Respekt von den Fans. „Frei.Wild sind nationalistisch-völkischer Dreck und sie versuchen die ‚harmlose‘ unpolitische Schiene zu fahren“, schreibt ein Fan. Mehr als 8.000 User haben „Gefällt mir“ unter dem Posting geklickt.

Frei.wild-Anhänger verteidigen die Band

Doch zahlreiche Fans nehmen Frei.Wild und die Böhsen Onkelz in Schutz: Frei.Wild hätten sich klar von Nazis distanziert. Die Medien drängten die Band grundlos in die rechtsextreme Ecke. Die Deutschen seien selbst schuld, wenn sie Begriffe wie Heimatliebe sofort mit Rechtsextremismus gleichsetzen würden. Und wenn sie tatsächlich rechtsextrem sein sollten, „dann lasst sie doch! Jeder hat das Recht auf seine eigene politische Meinung“, schreibt einer.

freiwildfuckoFacebook oder die Band selbst haben während der Nacht eine ganze Reihe der härtesten Kommentare gelöscht. Auf den ersten Blick unpolitische Frei.Wild-Fans bepöbelten die Band und Unterstützer ihrer Haltung mit Heil-Hitler-Parolen, forderten „Nazis rein“ und sprachen Todesdrohungen aus. Dass auch die von Rechtsextremen durchsetzte „Identitäre Bewegung“ sich in dem Thread äußerte, zeigt, wie nah die sogenannte Mitte und Neonazis sich im Umfeld von Frei.Wild bewegen.Wer sich in den Kommentaren als Frei.Wild-Kritiker zu erkennen gibt, dem wird offen mit Gewalt gedroht. „Junge, dir gehört echt mal der Unterkiefer ausgehackt“ und ähnliches war dort zu lesen.

Frei Schnauze gegen Frei.wild

„Unpolitisch, wie Frei.Wild sich selbst bezeichnen, sind sie bei Weitem nicht“, kommentierte das ZEIT-ONLINE-Watchblog Stoerungsmelder kürzlich. „Mit ihren Songs tragen sie völkisch-nationalistische Positionen in den Mainstream, erteilen den Vorstellungen einer offenen und emanzipatorischen Gesellschaft eine Absage und erhalten dafür Applaus von Rechtsaußen.“

Unter deutschsprachigen Bands war Frei.Wild auch in der Vergangenheit immer wieder Anlass für Proteste: 2011 wandelte etwa die Berliner Punk-Band Frei Schnauze das Bandlogo von Frei.Wild ab – aus Protest gegen das vermeintlich „deutschnationale Deutschrockmilieu“, in dem sich Frei.Wild bewegen würden. Auch die Toten Hosen und die Ärzte beziehen regelmäßig gegen Frei.Wild Stellung.

Auch Jennifer Rostock engagiert sich nicht zum ersten Mal gegen Rechtsextremismus. Vor zwei Jahren etwa trat die Band in Berlin bei einem Konzert gegen Rechts auf. Das Motto des Abends: „Gegen Nazikleidung und rechten Lifestyle“.