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Apfel gibt auf

 

Apfel_Holger

Der Parteivorsitzende der NPD, Holger Apfel, ist heute von allen seinen Ämtern in der Partei zurückgetreten. Damit gibt er auch den Fraktionsvorsitz im sächsischen Landtag auf. Die Partei steht vor dem wichtigen Wahljahr 2014 nun ohne Kopf da.

Von Felix M. Steiner

Kaum zwei Jahre ist es her, da hatte Holger Apfel mit großen Plänen den Vorsitz der NPD übernommen. Schon seit den 1990er Jahren wollte Apel an die Spitze der Partei, wie Weggefährten berichten. Sein kurzes Intermezzo als Vorsitzender ist vorbei: Nun ist der gebürtige Niedersachse „krankheitsbedingt“ von allen Ämtern zurückgetreten, wie die rechtsextreme Partei bekannt gab. Apfel zieht sich damit sowohl als Parteivorsitzender als auch vom Fraktionsvorsitz der NPD zurück.

Nach einer Parteikarriere von der Jugendorganisation bis zum Bundesvorstand war er im November 2011 auf seinen politischen Ziehvater Udo Voigt gefolgt. Dieser kannte Apfel bereits von Schulungen Ender der 1980er Jahre. Doch Voigts Ablösung war schon damals kein gewollter Generationenwechsel und hatte in der Partei weiter für Spannungen gesorgt, die bis in die Gegenwart andauern. Ein Grund dürfte wohl auch gewesen sein, dass die Hoffnungen, die 2011 mit Apfels Wahl einhergingen, sich nicht erfüllten. Mit dem Konzept der „seriösen Radikalität“ hatte Apfel damals für einen neuen, einen nach außen bürgerlichen Kurs der NPD geworben. Daran knüpften sich wohl für viele auch die Erwartung auf bessere Wahlergebnisse und damit Erfolge für die NPD. Doch dies trat nicht ein und dürfte den Druck auf Apfel nach rund zwei Jahren Amtszeit immer weiter erhöht haben. Hinzu kommt: Erst vor kurzem hatte sich Holger Apfel auch mit seinem Stellvertreter Karl Richter aus München überworfen. Dieser griff den Parteivorsitzenden in einer internen Mail hart an und unterstellte ihm faktisch fehlender Führungskompetenz. Für die NPD lief es also bereits vor dem Rücktritt von Apfel alles andere als gut. Das Apfel nun kurz vor Jahresende und damit dem bevorstehenden Superwahljahr 2014 zurücktritt, dürfte für die Partei eine mittelschwere Katastrophe sein – aber das ist man ja bei der NPD gewöhnt. Für das kommende Jahr stehen mit Thüringen, Sachsen und Brandenburg nicht nur drei wichtige Landtagswahlen an sondern auch die Europawahl, bei der sich die Partei mindestens einen Abgeordneten erhofft.

Viele Parteimitglieder scheinen völlig vom Rücktritt überrascht wurden zu sein und erfuhren teils erst durch die Berichterstattung in den Medien vom kopflosen Parteivorstand. Die ersten Reaktionen aus der Partei sind allerdings alles andere als bedauernd. So schrieb die Vorsitzende des Rings Nationaler Frauen (RNF), der Frauen-Organisation der NPD, man „begrüßt die Entscheidung des Parteivorsitzenden“. Weiter heißt es vom RNF: „Diese Partei hat eine Aufgabe – machtpolitische Intrigenspielchen gehören nicht dazu!“ Enttäuschung klingt anders. Aber auch Teile der Jugendorganisation der Partei, die Jungen Nationaldemokraten, scheinen alles andere als verärgert über die Entscheidung. So ließ der Berliner Landesverband über Facebook verlauten, der „Weg ist frei für einen Neuanfang“ und nun habe die NPD wieder bessere Chancen sich innerhalb der „Bewegung“ zu positionieren.

Wie es nun für die rechtsextreme Partei weitergeht, wir sich in den nächsten Tagen zeigen. Das Präsidium kündigte ein Treffen für Sonntag an, um zu entscheiden, wie man nun weiter verfahren wolle. Für die Nachfolge an der Spitze der Partei dürften einige Funktionäre in den Startlöchern stehen. So erklärte Apfels Vorgänger Udo Voigt vor kurzem, seine Akkus seien nach der Auszeit wieder aufgeladen und kündigte gleichzeitig seine Kandidatur um den Spitzenplatz für die Europawahl an. Aber auch Udo Pastörs dürfte für viele in der Partei keine ganz uninteressante Alternative sein.