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Flucht aus Neukölln

 

Eingesaut: Ein Neonazi-Transparent wurde zum Schutzschild umfunktioniert © Theo Schneider
Ein Neonazi-Transparent wurde zum Schutzschild umfunktioniert © Theo Schneider

Eine Kundgebung der Berliner NPD anlässlich der heutigen Sitzung des Bezirksparlaments von Berlin-Neukölln endete für die Neonazis im Desaster. Hunderte Gegendemonstranten stellten sich der Provokation entgegen, warfen Eier und Tomaten auf die elf Rechten, bis diese schließlich fluchtartig den Platz verließen.

Der kürzlich im Amt bestätigte NPD-Landesvorsitzender Sebastian Schmidtke nahm mit seinem Tross die Auseinandersetzung um die Neuköllner Bezirksverordnete Anne Helm und ihrer Protestaktion gegen den alljährlichen Neonaziaufmarsch in Dresden zum Anlass, um seine geschichtsrevisionistische Thesen vor dem Rathaus zu verbreiten. In der heutigen Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sollte dort aufgrund der Debatte um Helm ein Entschluss gefasst werden, wonach das Bezirksparlament „alle Aktionen, die in verachtender Weise Opfer verhöhnen und Gewalt beschönigen“ missbilligt. Die BVV verurteilt  „die am 13. Februar 2014 in Dresden durchgeführte Aktion – „Thanks Bomber Harris“, an der ein Mitglied dieses Hauses teilgenommen hat“, heißt es in der Resolution weiter.

Doch die Steilvorlage konnten die Rechtsextremen nicht nutzen. Schon während ihrer Ankunft standen über 300 kurzfristig mobilisierte Nazigegner auf dem Platz und empfingen die NPD mit Pfiffen und Buhrufen.  In einem winzigen von der Polizei freigehaltenen Korridor aus Absperrgittern  versuchten der NPD-Landeschef und seine Lebensgefährtin, die Berliner RNF-Vorsitzende Maria Fank vergeblich gegen den lautstarken Gegenprotest anzureden. Als nach einigen Minuten regelmäßig Tomaten und Eier sowie vereinzelte Böller auf die Rechten niedergingen, die hilflos hinter Transparenten und Regenschirmen Schutz suchten, wurde die NPD-Kundgebung komplett zur Blamage. Die Provokation im Zentrum des migrantisch geprägten Bezirks kam offensichtlich an, allerdings dürfte zu bezweifeln sein, dass Schmidtke bei seiner Anmeldung solch einen entwürdigenden Auftritt im Sinn gehabt hatte. Nach einer halben Stunde brachen die Rechten schließlich die Veranstaltung ab, um kurz darauf mit ihrem Transporter die Flucht zu ergreifen.