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NPD- Fest und Rechtsrockkonzert in Scheinfeld geplant

 

Protest gegen einen Neonaziaufmarsch ©Timo Müller (Symbolbild)
Protest gegen einen Neonaziaufmarsch © Jonas Miller (Symbolbild)

Die neonazistische Partei „Nationaldemokratische Partei Deutschland“ (NPD) plant für Samstag, den 24. Mai mehrere Aktionen im mittelfränkischen Scheinfeld. Die 5000- Seelengemeinde war schon im Oktober letzten Jahres von Rechten heimgesucht worden. Bei einem Konzert feierten dort rund tausend Rechtsrockfans. Auch dieses Jahr werden mehrere hundert Rechte erwartet.

Beim Landratsamt Neustadt Aisch liegen zwei Anmeldungen für den 24. Mai vor: Die NPD hat vormittags zwei „Mahnwachen“ an der Scheinfelder Hauptstraße und in der Nähe vom Scheinfelder Freibad angemeldet. Ab 12 Uhr soll dann der „Bayerntag“ der NPD beginnen, angemeldet als „politisch kultureller Nachmittag“ und als „politisch musikalischer Abend“. Neonazis versuchen durch solche Veranstaltungen ein Erlebnis für junge und alte SymphatisantInnen und AktivistInnen zu schaffen. Das Rahmenprogramm dieser Events reicht von Reden über musikalische Einlagen bis hin zum völkischen „Kinderprogramm“ mit Hüpfburg und Torwandschießen. Zudem locken extrem rechte Bekleidungsfirmen und Labels mit eigenen Verkaufsständen. Eine Leinwand für die Außenübertragung soll es ebenfalls geben.

Patrick Schröder (rechts) neben dem Chef der NPD Bayern,Karl Richter   ©Timo Müller
Patrick Schröder (rechts) neben dem Chef der NPD Bayern,Karl Richter © Jonas Miller

Zeitgleich wirbt der Weidener NPD- Kreisvorsitzende, Patrick Schröder, für das anschließende Konzert am 24.Mai in Scheinfeld. Auftreten sollen die Bands „Nahkampf“, „Sturmwehr“, „Terrorsphära“, „Terrortorium“, und „Words of Anger“. Bands, die der ultrarechten Szene zugeordnet werden. Das Geld soll in ein „nationales Immobilienprojekt“ fließen. Es soll das „radikalste Konzert des Jahres“ werden. Überschrieben ist der Flyer mit „Live H8 II“ (gesprochen Live hate – dt.: Hass live). Auch die Buchstabe-Zahl Kombination „H8“ ist kein Zufall. Der achte Buchstabe im Alphabet ist das „H“, und „HH“ steht in rechten Kreisen für „Heil Hitler“, den verbotenen Nazigruß. Das erste Konzert  unter dem Label „Live H8“, fand in der ehemaligen Discothek „Nachtwelt“ in Scheinfeld statt. Dessen Pächter, Philipp S., gilt als Sympathisant der rechten Szene und soll gute Kontakte zum bayerischen NPD- Landesgeschäftsführer Axel Michaelis pflegen. Michaelis war auch an der Organisation des ersten Konzerts in Scheinfeld beteiligt.

Als Anmelder für den NPD- „Bayerntag“ und das Konzert fungiert wiederum Michaelis. Für die „Mahnwache“ an der Hauptstraße, für die acht TeilnehmerInnen erwartet werden, ist ebenfalls Michaelis verantwortlicher Leiter, sein Stellvertreter soll Johannes Hühnlein (NPD Kreisvorsitzender Lichtenfels/Kronach) sein. Am Parkplatz vor der Discothek „Nachtwelt“ soll ein „Friedensgebet“ vollzogen werden. „Bruder Braunabas“ (NPD- Landesvorstandsmitglied Sascha Roßmüller) und der umstrittene „Druide“ „Burgos von Buchonia“ (Burghard B.) sollen dieses abhalten. Für diese Aktion, bei der die Neonazis mit rund hundert TeilnehmerInnen rechnen, sind Patrick Schröder und Heidrich Klenhart (NPD Kreisvorsitzender Oberpfalz) verantwortlich. Als Redner sind Karl Richter (NPD Landesvorsitzender), Sascha Roßmüller, Ralf Ollert (NPD- Landesvorstandsmitglied) und Patrick Schröder eingeplant.

Für das am Abend geplante Konzert werden von Seiten der NPD neunhundert Personen erwartet, allerdings ist die Halle der ehemaligen Discothek „Nachtwelt“ nur für vierhundert Personen ausgelegt. „Der Antrag der NPD ist gerade in der Detailkiste und wird juristisch geprüft“, sagt Claus Seifert, erster Bürgermeister der Stadt Scheinfeld. In Scheinfeld  soll zudem ein klares Zeichen gegen Rechts gesetzt werden, die Stadt will zusammen mit der Kirche eine kleine Aktion planen. Auch zivilgesellschaftliche Organisationen und antifaschistische Gruppen organisieren einen Gegenprotest.

Im Oktober letzten Jahres, als das erste große Rechtsrockkonzert in Scheinfeld stattfand, musste die Stadt teils heftige Kritik für ihr Vorgehen einstecken. Die Behörden und die Stadt waren über das Konzert, an dem rund tausend Neonazis teilnahmen, schon Tage vorher informiert, wollten den „braunen Spuk“ aber über Nacht „ohne große Aufregung“ vorbei ziehen lassen. AnwohnerInnen waren über dieses Vorgehen nicht erfreut und trauten sich teilweise nicht mehr auf die Straßen. Das Nürnberger Bündnis „Nazistopp“ betitelt das Vorgehen der Stadt als „Naziförderung erster Klasse“.  Das Bündnis gegen Rechts Neustadt/Aisch wies in ihrem Presseschreiben darauf hin, dass die Neonazis ungestörte Aktionen als Einladung betrachten.

Der Artikel wurde am 25.03.2014 um 11:59 mit genauen Details zu den Aktionen der NPD ergänzt.
Der Name der Band „Faustrache“ wurde gelöscht, da diese (bislang unbekannte Band) nicht angemeldet wurde.