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Brand im Flüchtlingscamp in Hannover

 

Flüchtlingscamp Hannover ©Jonas Nolden
Flüchtlingscamp Hannover © Jonas Nolden

Während die Flüchtlinge schliefen brach Donnerstagnacht ein Feuer in ihrem Camp am Weiße-Kreuz-Platz in Hannover aus. Dort protestieren sie seit Mai gegen die Zustände, unter denen sie in Deutschland leben: „Isolation, Einschränkung der Bewegung, Arbeitsverbot, Bedrohung durch Abschiebung, Schikane und Rassismus der Behörden, schlechte Gesundheitsversorgung, Ignoranz, Depression, langsamer Tod“.

Das Feuer brach gegen 2:20 Uhr aus und brannte zwei Zelte vollständig nieder. Ein Mann erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung, drei weitere konnten rechtzeitig aus ihrem Zelt gerettet werden. Der Sachschaden beläuft sich nach Schätzungen der Polizei auf 5000 Euro. Inzwischen geht auch die Polizei nach ersten Ermittlungen von fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstiftung als Ursache aus und bestätigt damit die Befürchtungen der Flüchtlinge und ihrer Unterstützer. Für diese „reiht sich dieser Anschlag in die vorherrschende rassistische Grundstimmung in Deutschland ein“. Aus diesem Grund versammelten sich Donnerstagabend nach eigenen Angaben 60 Menschen in der hannoverschen Innenstadt zu einer Spontandemonstration.

Eine solche rassistische Grundstimmung lassen auch einige der Kommentare auf der Facebook-Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vermuten. Dort wurde den Flüchtlingen unter anderem unterstellt, sie hätten möglicherweise absichtlich Feuer gelegt. Einige der Kommentare sind inzwischen entfern worden, nachdem die Redaktion der HAZ auf ihre Netiquette verwiesen hatte. Die Löschung der Kommentare und die Reaktionen von Unterstützern der Flüchtlinge passen nicht jedem, wie Kommentare zeigen: „Jede konservative Meinung oder eine rechts der SPD ist gleich Rassismus/Faschismus/Nazi-Propaganda und links der SPD argumentieren die selbsternannten Gutmenschen oder wie ich sie nenne ‚intolerante Moral-Arier‘. Es gibt klare Gesetze und diese werden einfach nicht durchgesetzt. Das ist das Problem.“ Außerdem wird dem Flüchtlingscamp teilweise große Ablehnung entgegen gebracht: „Also erstmal ist noch gar nichts bewiesen, dass es sich um Brandstiftung handelt! ‚..davon gehen die Flüchtlinge aus.‘! Die gehen auch davon aus, dass es ok ist was sie dort machen!“ Eine Person fordert: „Den Platz räumen, und das sofort! !!“

Die Forderung nach einer Räumung des Camps hatten sowohl die rechtpopulistischen HANNOVERANER, wie auch die CDU in den Internationalen Ausschuss eingebracht. Ausschussmitglied Lars Kelich (SPD) hält diese Position für verantwortungslos: „Von den HANNOVERANERN sind wir das schon gewöhnt, schließlich glänzen sie in jeder Sitzung des Internationalen Ausschusses mit Abwesenheit. Von der CDU hätte ich allerdings mehr erwartet, zumal sie sich anfangs ebenfalls an dem konstruktiven Dialog mit den Sudanesen beteiligt haben. Dass sie nun die Kehrtwende machen ist beschämend“. Der Antrag auf eine Räumung des Flüchtlingscamps wurde im Ausschuss abgelehnt. Stattdessen wurde ein Antrag der rot-grünen Mehrheit verabschiedet, der die Forderungen des Camps unterstützt und die Bundesregierung auffordert, hier tätig zu werden.

Die Flüchtlinge möchten ihren Protest fortsetzen und laden zu einer Demonstration am 20. Dezember ein. Ihr Motto dabei: „Lasst uns gemeinsam Einheit demonstrieren und deutlich zeigen, dass wir Flüchtlinge in Hannover willkommen heißen. Auch nach dem lebensbedrohlichen Feuer werden wir uns nicht verdrängen lassen und den Kampf um unsere Rechte fortsetzen!“.