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Pegida – Kein deutscher Exportschlager

 

Pegida: "Wir bleiben Deutsch"
Pegida: „Wir bleiben Deutsch“

Pegida hatte seit Monaten zu europaweiten Aktionen mobilisiert. In Dresden fand am Elbufer der Hauptevent statt. Für Pegida-Verhältnisse kamen nur magere 6.000 – 8.000 Menschen. Eine Mischung aus Neonazis und „besorgten Bürgern“. An den Gegenprotesten nahmen 3.000 bis 4.000 Menschen teil.

von Felix M. Steiner

Schon am Mittag sammelten sich erste Gegendemonstranten für eine Demonstration am Hauptbahnhof. Unter ihnen auch zahlreiche Refugees, welche gemeinsam gegen eine Festung Europa demonstrierten. Rund 1.300 Menschen zogen am Ende vom Hauptbahnhof zum Alaunplatz. Zwischendurch versuchten Pegida-Anhänger die Demonstration zu stören. Neben diesen kleineren Störungen verlief die Demonstration friedlich und ohne Zwischenfälle. Gleichzeitig fanden im Stadtgebiet zahlreiche Gegenkundgebungen statt. So organisierte beispielsweise die Kampagne „Herz statt Hetze“ eine Veranstaltung am Theaterplatz und die GEW am Elbufer gegenüber der Pegida. Insgesamt gab es den Tag über 13 Gegenveranstaltungen, an denen insgesamt zwischen 3.000 bis 4.000 Menschen teilnahmen.

Antifaschistische Demonstration in Dresden, Foto: Felix M. Steiner
Antifaschistische Demonstration in Dresden, Foto: Felix M. Steiner

Pegida – europaweit auf dem absteigenden Ast?

In Dresden bleibt man gern "deutsch", Foto: Felix M. Steiner
In Dresden bleibt man gern „deutsch“, Foto: Felix M. Steiner

Pegida europaweite Aktion stand schon im Vorfeld nicht unter einem guten Stern. In Breslau musste die Pegida-Aktion abgesagt werden, weil polnische Nationalisten die Organisatoren bedrohten und eine „Germanisierung“ befürchteten. Und auch in Dresden lief es alles andere als gut. Lutz Bachmann konnte krankheitsbedingt nicht an der Veranstaltung am Elbufer teilnehmen und schickte nur Grüße. Wirkliches Neues gibt es schon seit Monaten nicht über Pegida zu berichten: Grenzen dicht, Merkel weg und Lügenpresse raus – so lassen sich die Forderungen grob zusammenfassen. Auch die heutige europaweite Aktion förderte kaum mehr Inhalte zu Tage. Wie immer zeigte sich eine Mischung aus Neonazis und besorgten Bürgern in Dresden. Trotz des großen Aufwandes kamen am Ende für Pegida-Verhältnisse nur magere 6.000 – 8.000 Menschen, wie die Initiative Durchgezählt berechnete. Dabei war die übliche Pegida-Rhetorik zu bewundern. Nur hundert Meter neben einer „Nazis raus“-Flagge wehte die Fahne der „Europäischen Aktion“, ein internationaler Zusammenschluss von Antisemiten und Holocaustleugnern, die sich offen als Nationalsozialisten bezeichnen. Auch die „Identitäre Bewegung“ zeigte personell und symbolisch deutliche Präsenz in Dresden. Und dazwischen lauter „besorgte Bürger“ mit dem Wunsch, „deutsch“ bleiben zu wollen oder die GEZ-Gebühren abzuschaffen. Also alles wie erwartet. Die europaweite Vernetzung scheiterte am Ende in weiten Teilen vor allem an technischen Problemen: Es gelang kaum, die europäischen Partner per Live-Schaltung zuzuschalten. Und auch die Teilnehmerzahlen in den anderen Städten zeigen klar, dass Pegida kein Exportschlager ist. Lediglich in Warschau kamen rund 1.500 Menschen zu Pegida. Dass diese wohl nicht so sehr dem erhofften Klientel entsprachen zeigen Video von vor Ort.

 

In Birmingham waren nur rund 200 Menschen dem Protestaufruf gefolgt und auch an den anderen Orten lediglich einige hundert. Pegida bleibt Dresden. Wie schon der innerdeutsche Transfer scheiterte somit auch die europaweite Übertragung des Protestes.

Pegida-Europa-Aktion am 6. Februar 2016 und Gegenproteste
Am Rande der Pegida-Kundgebung brachten Neonazis kurzfristig noch ein Transparent an, um für ihr geschichtsrevisionistisches „Gedenken“ am 13. Februar in Dresden zu werben.

Am Rande der Pegida-Aktion werben Neonazis für ihren "Trauermarsch", Foto: Felix M. Steiner
Am Rande der Pegida-Aktion werben Neonazis für ihren „Trauermarsch“, Foto: Felix M. Steiner

Wirklich Neues ist also aus Sachsens Landeshauptstadt nicht zu berichten. Nur alles eben ein wenig kleiner. Wie die Initiative Straßengezwitscher berichtete, urinierte am Ende des Tages ein Hooligan an die Dresdner Synagoge. Wie immer also.