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Graffiti-Künstler jubeln „Homeland“ kritische Slogans unter

 

Street Artists hacken "Homeland"
Arabische Graffitis am Homeland-Set © Screenshot ArabianStreetArtists

Es musste wohl alles sehr schnell gehen. Zwei Tage hatte die von den Ausstattern angeheuerte Künstlergruppe um Heba Amin Zeit, die Filmkulisse eines syrischen Flüchtlingscamps im Studio Babelsberg mit Graffitis zu versehen. Tag drei war für den Dreh einer Szene der US-Agentenserie Homeland reserviert. So fand wohl bei der Produktionsfirma keiner die Zeit, die Schriftzeichen zu übersetzen, bevor die Klappe vor der Kamera fiel.

Wer Arabisch lesen kann und im US-Fernsehen genau hinschaute, erblickte Botschaften, die wohl kaum im Interesse der Homeland-Macher gewesen sein können: „Homeland ist rassistisch“, ist in dem von Bauschutt und Müll übersäten Set auf einer der Kulissen-Mauern zu lesen, „Homeland ist ein Witz, aber wir können nicht darüber lachen“ auf einer anderen. Oder: „Homeland ist eine Wassermelone“ – also in regionaler Umgangssprache etwas, wofür man sich schämen sollte.

Die Künstler wurden damit zu Aktivisten, ihnen ist ein Scoop gelungen. Die 1980 in Kairo geborene ägyptische Künstlerin Heba Amin schrieb auf ihrer Website, sie wollten mit ihren versteckten Botschaften auf die fehlerhafte, einseitige und undifferenzierte Darstellung von Arabern, Afghanen und Pakistanis, in der preisgekrönten Serie aufmerksam machen. Aber nicht nur das: „Freiheit – jetzt in 3D“ lautet ein Graffiti an einer anderen Ecke – wohl in Anspielung auf die Filmbranche. Eine Bretterbude dekorierten die Aktivisten mit der Aufschrift: „Falafel und Alkohol, aus der Hand von Faiza“ – das Angebot von Alkohol sei eine Erinnerung der Kioskbesitzerin an bessere Zeiten, schrieben die Künstler.

Homeland-Erfinder Alex Gansa sagte dem Portal Deadline.com, er wünschte sich, man hätte die Graffitis gecheckt, bevor die Folge auf Sendung ging. Doch weil Homeland selbst subversiv sein wolle und der Vorfall auch für Gesprächsstoff sorge, „bewundern wir diesen Akt der künstlerischen Sabotage“. Unklar bleibt, wer die Künstlergruppe beauftragte und für die Abnahme der Graffitis zuständig war. Die Studios Potsdam-Babelsberg wollten sich gar nicht äußern, von der US-Produktionsfirma fox21 gibt es bisher keine Reaktion, auch nicht vom TV-Sender Showtime.

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