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Warum Weiße lieber gelbe Emojis verschicken

 

Warum Weiße lieber gelbe Emojis verschicken
Welches Emoji ist angemessen? Diese Frage scheinen sich viele Weiße in den USA zu stellen. © Miguel Medina/AFP

Die meisten Twitter-Nutzer in den USA sind Weiße, doch bei den Emojis der Tweets ist die Farbwelt eine andere: Hier dominieren gelb () und schwarz () . Woran liegt das? Andrew McGill ging dieser Frage nach, als er bemerkte, dass er sich davor scheut, hellhäutige Emojis an Freunde und Kollegen zu verschicken – obwohl die bei vielen Emojis angeboten werden. Dabei ist der Autor der US-Magazins The Atlantic selbst Weißer. “Es fühlt sich seltsam an”, schreibt er in seinem Artikel. Ob dieses Gefühl andere mit ihm teilen, wusste McGill nicht. Also suchte er nach Daten.

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Bei Twitter analysierte McGill 18.000 Beiträge, in denen Emojis mit Hautfarbe gepostet wurden (siehe Grafik). Bei nur 20 Prozent der untersuchten Tweets verwendeten die Nutzer den hellsten Emoji-Hautton, die drei dunkleren Hauttöne kamen hingegen in mehr als jedem zweiten Tweet vor. Warum das kurios ist? In den USA gibt es viermal so viele weiße Twitter-Nutzer wie schwarze – Emojis mit hellerer Hautfarbe sind also deutlich unterrepräsentiert.

Andrew McGill vermutet, dass es für dieses Phänomen mehrere Gründe gibt:

  • Weiße interpretieren gelbe Emojis als weiß: Erst im letzten Jahr führte das Unicode Consortium farbige Emojis ein. Bis dahin waren Daumen, Mittelfinger und Prinzessin einheitlich in Simpsons-gelb getränkt. Viele Nutzer blieben auch danach bei der Standardeinstellung, vielleicht aus Bequemlichkeit. Hinzu kommt, dass die meisten Emojis phänotypisch als weiß wahrgenommen werden, wie eine Lingustin im Atlantic-Artikel erläutert.
  • Weiße möchten sich mit Emojis nicht zu ihrer Hautfarbe bekennen: Wer ein Emoji in einer anderen Farbe als gelb posten möchte, muss  auf einen Farbton klicken, sei es weiß, braun oder schwarz. Mancher Nutzer empfindet diese Aktion als bewusstes Bekenntnis zur eigenen, weißen Hautfarbe. Und dies sorgt in Anbetracht der rassistischen Vergangenheit (und Gegenwart) der USA bei manchem für ein mulmiges Gefühl – Stichwort „White Pride“. Die Folge: Ein gelbes Emoji ist für viele die vernünftigere Wahl als ein weißes.

Mehr zur Bedeutung und Geschichte der Emojis können Sie hier nachlesen.


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