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So trickst Trumps Beraterin in Interviews

 

 

Als Chefberaterin im Weißen Haus besteht ein Großteil des Tages von Kellyanne Conway darin, Aussagen von US-Präsident Donald Trump zu verteidigen. Klingt wie der härteste Job der Welt. Doch Conway ist eine Meisterin ihres Fachs. Gekonnt geht sie heiklen Fragen aus dem Weg, bietet eigenwillige Interpretationen an und treibt ihre Interviewpartner damit regelmäßig in den Wahnsinn. Wie macht sie das bloß?

Auch Carlos Maza vom US-Sender Vox hat sich diese Frage gestellt und die Trump-Beraterin zusammen mit Debattierchampion und Sprachcoach Seth Gannon für die Videoreihe Strikethrough analysiert. Demnach lässt sich eine klare PR-Strategie hinter dem Auftreten der Trump-Beraterin erkennen: ablenken, Höflichkeit ausnutzen, anderen den Schwarzen Peter zuschieben und schließlich Neuigkeiten aus dem Boden stampfen. So kann es schon mal vorkommen, dass Conway Unwahrheiten als alternative Fakten präsentiert oder vor laufenden Kameras für die Modelinie von Präsidententochter Ivanka wirbt.

Wird Conway interviewt, greift sie Schlagwörter der Journalisten auf. Fernsehausschnitte belegen jedoch, dass sie die eigentlichen Fragen nicht beantwortet. Stattdessen nimmt sie das Schlagwort als Aufhänger für ein anderes Thema, mit dem sie die Regierung in ein positives Licht rücken kann. Durch die Wiederholung hat es für das Publikum allerdings den Anschein, als würde Conway inhaltlich auf die Frage eingehen.

Daraus folgt Maza und Gannon zufolge eine weitere Taktik: Journalisten auflaufen zu lassen. Der natürliche Impuls eines Interviewers, nett zu sein und Fragen nicht mehrfach zu wiederholen, wird von Conway torpediert, indem sie spricht, ohne zu antworten. Beharrt ein Interviewpartner auf eine Frage, erscheint er für den Zuschauer unsympathisch.

Lässt sich ihr Gegenüber dennoch nicht beirren, reagiert Conway mit vermeintlichem Unwissen. Sie diskutiere schließlich nicht alle Entscheidungen mit dem US-Präsidenten, argumentiert sie in solchen Fällen, wie aus dem Vox-Video hervorgeht. Führt auch diese Methode nicht zum gewünschten Erfolg, liefert Conway eine ganz neue Interpretation des Sachverhalts. Nach der US-Wahl polterte Trump etwa über Twitter, es habe einen umfassenden Wahlbetrug gegeben. Conway relativierte diese Aussage später: Er habe lediglich von einer Täuschung bei der Wählerregistrierung gesprochen.


Ihr Talent, Fakten zu verbiegen, zeigte Conway auch, als sie Trumps Einreiseverbot mit einem Terroranschlag in Kentucky begründete – den es allerdings nie gegeben hat. Beim nächsten Mal, wenn Sie also vor dem Fernseher die Hoffnung hegen, Trumps Beraterin könne für Klarheit über die Vorhaben oder Entscheidungen der US-Administration sorgen, können Sie sich relativ sicher sein: Conway trägt nicht dazu bei.