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New York Times

Rätselraten in der Kommentarspalte

 

Rätselraten in den Kommentarspalten der New York Times
Karen Bleier/AFP/Getty Images

Kommentare sind eine kniffelige Angelegenheit für Journalisten. Die Pöbler sollen keinen Raum für ihren Hass bekommen, über die Konstruktiven freut man sich und wenn Leser auf peinliche Fehler hinweisen, möchte man am liebsten im Boden versinken.

Aber auch die Kommentatoren selbst treten mal ins Fettnäpfchen: Christine ist eine der fleißigsten und angesehensten Nutzerinnen im Forum der renommierten US-Zeitung New York Times – mehr als 10.000 Kommentare hat sie schon geschrieben.

Ein klein wenig Internetberühmtheit hat ihr nun ein Kommentar unter einem Artikel über das Verhältnis der Republikaner zum US-Präsidenten Donald Trump verschafft.

„Ich habe keine Hoffnung, dass die Demokraten jemals –“, setzt sie ihr vernichtendes Urteil an. Was die Demokraten nie schaffen werden, erfahren die anderen Nutzer leider nicht, denn plötzlich spricht sie in Rätseln, begrüßt eine unbekannte Person und erzählt, dass sie gerade ihre Knie kühlt und Eier kocht.

„Moment, was?“, ist dann auch die naheliegendste Reaktion eines anderen, verwirrten Kommentatoren. „Sollte das ein Kommentar zu den Republikanern sein?“, fragt sich ein anderer und löst dann das Rätsel auf: „Hört sich an wie wild gewordenes Talk-to-Text.“

Damit liegt er richtig. Christine nutzt für ihre Kommentare offenbar eine Spracherkennungssoftware, die ihre gesprochenen Äußerungen in Text transkribiert – und damit auch ihr Gespräch mit einem verfrühten Besuch in die Kommentarspalte spült. „Das war ein Fehler“, schreibt Christine. „Ich hatte keine Ahnung, dass der ganze Blödsinn aufgenommen wurde.“

Zum Glück kann sie über sich selbst lachen: „Tja Leute, ich schätze, ich klinge wie Sarah Palin“ – gemeint ist die ultrakonservative Republikanerin, deren Äußerungen unter linksliberalen New-York-Times-Lesern vermutlich auch als Blödsinn gelten. „Dein Kommentar ergibt immer noch mehr Sinn, als Trump und die Republikaner je begreifen könnten“, tröstet sie ein Mitkommentator scherzhaft. „Hoffe, deinem Knie geht’s besser“, fügt ein anderer hinzu.

Das Fazit eines Forennutzers: „Wahrlich, wir leben in absurden Zeiten.“


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