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Copy and Paste mal drei

 

Üblicherweise kritzelt sie in ihren YouTube-Clips seitenweise Mathematik in Collegebooks, klebt, bastelt, schnippelt, singt und redet dabei so schnell, dass die Bildspur immer im Zeitraffer läuft. Die YouTuberin Vi Hart rast gleichsam durch die Mathematik. In ihrem neuesten Film, einem 360-Grad-Video, hat sie das Tempo zwar etwas zurückgefahren, dafür aber noch mehr Ideen und Detailarbeit hineingesteckt. Das Ergebnis ist eine Choreografie, an der M. C. Escher seine wahre Freude gehabt hätte.

In dem Film tritt Vi Hart in drei Kopien zugleich auf. Auf drei Aufnahmen desselben Flügels spielt sie den Kanon Dona Nobis Pacem, und wandert dabei zwischen den Raumkopien. Der Raum – oder genauer: die drei Kopien desselben Raumes – sind dabei zu einem Kreis geschlossen: Wer die Szenerie nach links bewegt, gelangt am rechten Ende wieder in das Geschehen. Die Choreografie ist dabei so angelegt, dass in jeder der drei Raumkopien immer das passiert, was kurz zuvor nebenan geschah, beziehungsweise kurz danach geschehen wird. Obendrein endet der Film so, wie er beginnt, er ist auch zeitlich geschlossen; man könnte ihn also loopen. So entsteht eine doppelte Schleifenstruktur, die in der Mathematik als Torus bekannt ist, eine Art raum-zeitlicher Schwimmreifen. Vi Hart nennt das Kunstwerk selbst einen „Zeitkristall“, ein Begriff, den sie aus der Physik entlehnt.

Zehn Wochen brauchte sie für die Herstellung dieses Kristalls, gemeinsam mit Henry Segerman, einem befreundeten Mathematiker. Damit man eine Ahnung von der Mathematik dahinter bekommt, gibt es auch noch erklärendes Making-of-Video, im klassischen flotten Vi-Hart-Style.


Weitere Netzfundstücke finden Sie im Teilchen-Blog.