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„Liebe Blender-Mamas auf Instagram …“

 

Auf Instagram zeigen wir uns so, wie wir häufig leider nicht sind: perfekt ausgeleuchtet, immer ein Lächeln auf den Lippen – und wenn die Inszenierung nicht hundertprozentig passt, dann finden wir schon den passenden Filter. Dem Kölner Markus Brandl geht das gehörig auf die Nerven. Er kann sie nicht mehr sehen, diese perfekt inszenierte Insta-Welt und hat (auf Facebook!) eine Botschaft an die Spezies geschrieben, die er für besonders verhaltensauffällig hält: die Blender-Mamas.

Brandl ist selbst Vater – und den Fotos auf seiner Facebook-Seite nach zu urteilen auch ein ganz glücklicher. Umso mehr stören ihn jene Mütter, die ihr Familienleben zum Geschäftsmodell ausgebaut haben und bereits sechs Wochen nach der Geburt ihres Kindes im knappen Bikini posieren:

„Mein neuer Lieblingsbikini von Govannie Verarschi (Name geändert). Träumchen. Passt wie angegossen. Verstehe die Frauen einfach nicht, die nach der Geburt Gewichtsprobleme haben. #ProblemzonenSindNurEinGerücht. Bewegung und gute Ernährung. Mehr braucht ihr nicht. Du bist #relax und dein Kind merkt das auch. Gib etwas zurück! Und wer sagt, er hat keine Zeit oder kein Geld, ist einfach Ausredenkönig. #LügenhabenDickeBeine. Wenn ihr Support dabei braucht und wieder attraktiv sein möchtest, schreibt mir gerne eine PN, dann verrate ich euch auch, wo ihr den süßen Bikini bekommt.“

Derartige Instagram-Werbebotschaften, um die sich inzwischen eine richtige Industrie entwickelt hat, stören Brandl. Schlimmer jedoch findet er das Frauenbild, das derartige Posts vermitteln: Eine Mutter ist erst dann perfekt, wenn sie sechs Wochen nach der Geburt wieder in einen knappen Bikini passt. Nicht umsonst hat in den vergangenen Jahren die Abkürzung MILF Karriere gemacht. (Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, lesen Sie bitte diesen Text – aber Vorsicht: Er enthält 33 Mal das Wort „fuck“.) Dazu meint Brandl:

„Frauen sind nach der Geburt attraktiv. Was sie in den letzten Monaten auf sich genommen haben, was sie durchmachen mussten, wie sie die Geburt gepackt haben – das alles macht eine Frau sexy.“

Vergesst den Perfektionswahn, liebe Mütter – ihr seid auch ohne Photoshop-Kur und Instagram-Optimierung begehrenswert, das ist die Botschaft, die Markus Brandl verbreiten möchte. Sein Facebook-Posting wurde inzwischen fast 8.000 Mal geteilt, fast 2.000 Kommentare finden sich darunter, die meisten sind zustimmend. Und möglicherweise kam dieser Erfolg nicht ganz unerwartet, denn als Social-Media-Manager eines Pharmakonzerns weiß Markus Brandl schon von Berufs wegen, wie man im Netz auf seine Anliegen aufmerksam macht. In den vergangenen Monaten landete er bereits mehrfach derartige Facebook-Hits – mit einem offenen Brief an seinen verstorbenen Opa und mit einem Rant gegen all die Besserwisser, die sich ständig in die Kindererziehung anderer einmischen.