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Diese Hände erzählen, wie Schmetterlinge verschwinden – und wiederkehren

 

Ein Schmetterling flattert vorbei, setzt sich auf eine Blüte und legt seine Eier, eine Raupe klettert einen Stängel hinauf. Erst auf den zweiten Blick wird klar: Es sind keine echten Schmetterlinge, sondern kunstvoll bemalte Hände. Und diese sechs bunt bemalten Hände, die durchs Bild flattern, Blütenkelche formen und eine kauende Kuh nachahmen, erzählen, warum der Schmetterling mit dem klangvollen Namen Edith’s checkerspot (Euphydryas editha) von einer Wiese im US-Bundesstaat Nevada verschwand – und wiederkehrte.

Das Video basiert auf den Ergebnissen einer Studie, die jetzt im Magazin Nature (Parmesan & Singer, 2018) erschienen ist. Sie beschreibt, wie der Einfluss des Menschen unabsichtlich evolutionäre Adaptionsprozesse im Tierreich auslösen kann. Video und Studie stützen sich auf die Arbeit zweier Biologen der University of Plymouth, die beobachtet hatten, dass auf einer Wiese in Nevada plötzlich die bunten Schmetterlinge verschwanden. Mit den Weidekühen eines Bauers setzte sich dort eine neue Blumenart (Plantago lanceolata) auf der Wiese durch. Fortan bevorzugen die Schmetterlinge diese als Eiablage, weil sie länger blüht. Das Problem: 2005 zogen die Kühe weiter, das Gras fing an zu wachsen. Es wuchs so hoch, dass es die Blumen überwucherte. Nur die blaublättrigen Blumen, die schon vor den Kühen dort wuchsen, und die eigentlich der Lieblingsablageplatz der Schmetterlinge gewesen waren, ragten noch über die Grasnarbe. Die Schmetterlinge aber hatten verlernt, ihre Eier auf ihnen abzulegen. Die Population verschwand.

Anschaulich erklärt dies das Video, das uns schließlich auch das Happy End verrät: Nachdem die evolutionär angepasste Schmetterlingspopulation des Weidegebiets ausgestorben war, besiedelten sechs Jahre später andere Exemplare der bunt gescheckten Art dieselbe Stelle neu. Es flattert also wieder in Carson City, Nevada. Solange niemand auf die Idee kommt, wieder Kühe auf die Weide zu treiben.


Weitere Netzfundstücke gibt’s im Teilchen-Blog.