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Das Rettungsschiff „Aquarius“ lässt sich nun online tracken

 

Die Aquarius ist eines der letzten zivilen Rettungsschiffe für Flüchtlinge.
Screenshot © Onboard Aquarius

Das Mittelmeer ist ein Massengrab. Bei den gefährlichen Überfahrten nach Europa sterben jährlich Tausende Migranten. Allein bis Juli dieses Jahres kamen mehr als 1.100 Menschen ums Leben. Die Aquarius ist eines der letzten und größten zivilen Rettungsschiffe, das Geflüchteten hilft, die in Seenot geraten sind. Nun hat das Schiff wieder abgelegt – und über ein Logbuch kann jeder mitverfolgen, wo es sich gerade befindet und wie es der Besatzung geht.

Derzeit steuert die Aquarius, die von den Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen betrieben wird, auf Sardinien zu. Dabei wird sie online getrackt durch die Anwendung Onboard Aquarius sowie die interaktive Karte Vesselfinder. Zuvor lag das Schiff im Hafen von Marseille, nachdem es in die Schlagzeilen geraten war, weil es mit mehr als 600 Flüchtlingen an Bord weder in italienische noch in maltesische Häfen einlaufen durfte. Erst von Spanien wurden die Menschen nach tagelanger Irrfahrt aufgenommen, wie sich auch der Logbuchhistorie entnehmen lässt.

Laut SOS Méditerranée hat die Aquarius in den vergangenen zweieinhalb Jahren insgesamt mehr als 29.300 Menschen gerettet. Auf Deck wurden mitunter sechs Babys geboren und sieben Kinder wiederbelebt. „Humanitäre Hilfe auf See wird heute mehr denn je benötigt“, sagt Aloys Vimard, Projektkoordinator der Aquarius. Die EU-Länder hätten es bisher verschlafen, spezielle Such- und Rettungsmechanismen zu schaffen. Außerdem gebe es immer weniger zivile Rettungsschiffe. „Die Rettung von Menschen in Seenot bleibt eine rechtliche und moralische Verpflichtung“, davon ist er überzeugt.

Daher ist das Ziel des Schiffes wieder die libysche Küste, selbst wenn noch nicht absehbar ist, wie die Einsätze in internationalen Gewässern verlaufen werden. Denn seit Ende Juni hat Libyen eine Such- und Rettungszone eingerichtet. Somit ist das Land für alle Einsätze vor der eigenen Küste zuständig und darf NGOs aus dem Gebiet vertreiben. Das ist aber auch das Gebiet, in dem die meisten Geflüchteten in Seenot geraten. Europa unterstützt die libysche Küstenwache mit viel Geld, damit sie Migranten aufhält und so verhindert, dass diese bis an die EU-Grenzen gelangen. Darüber hinaus ist unklar, welche europäischen Staaten überhaupt noch bereit sind, Bootsflüchtlinge aufzunehmen.

Davon lassen sich die Crewmitglieder der Aquarius allerdings nicht abhalten. SOS Méditerranée zufolge ist sie auf erneute Verzögerungen vorbereitet. Das Schiff verfüge über größere Nahrungsvorräte. Zudem sei eine Kühlkammer eingerichtet worden, um die Würde von möglicherweise geborgenen Toten zu respektieren.


In einer gemeinsamen Pressekonferenz teilten die Hilfsorganisationen mit, dass der Einsatz auf drei verschiedenen Seerechtskonventionen beruhe. Experten hätten garantiert, dass die humanitäre Hilfe der Aquarius in einem legalen Rahmen stattfinde. Das Onlinelogbuch soll dabei nicht nur für öffentliche Aufmerksamkeit sorgen, sondern auch die Einsätze transparent machen.