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Glück ist … mit 97 Jahren Sirtaki tanzen

 

Vielleicht wäre der unbekannte Anrufer, der am vergangenen Sonntagnachmittag in der Düsseldorfer Altstadt die Polizei alarmierte, weil er sich durch die Musik einer Seniorendisco störte, besser kurz auf die Straße gegangen. Er hätte durch die Ratinger Straße geschaut, wo im Brauhaus „Füchschen“ Altbier ausgeschenkt und der „Rheinische Tapasteller“ für 8,60 Euro serviert wird. Er hätte Touristen gesehen, vielleicht einen Junggesellenabschied, und sich gefragt, ob Freude tatsächlich nur mit bedruckten T-Shirts ausgedrückt werden kann. Und wenn er dann ins Quartier Bohème geschaut hätte, der Quelle seines Ärgers, hätte er den Blick durch die geöffneten Türen in den Tanzsaal schweifen lassen können und sich gedacht: Lieber Gott, bitte lass mich bitte auch so glücklich altern!

Denn dann hätte er die 97 Jahre alte Frau gesehen, die ihre Hüften zu Sirtaki-Musik kreisen lässt, mit strahlenden Augen, einem Lächeln auf dem Mund, umringt von einigen Dutzend Gleichaltrigen – und sich das mit der Polizei noch einmal überlegt. So aber standen einem Bericht der Rheinischen Post zufolge an diesem Nachmittag drei Beamte vor dem DJ Theo Fitsos und baten ihn, die Anlage etwas leiser zu drehen. Fitsos, der das Video der Sirtaki tanzenden Senioren noch am Abend auf Facebook postete, kam der Aufforderung nach – nicht ohne seinen Unmut öffentlich zu machen. Die Musik war seiner Meinung nach „noch im grünen Bereich. Bei anderen Veranstaltungen ist sie im orangenen oder roten“, sagte der DJ der Rheinischen Post.

Die Senioren immerhin haben dem Bericht zufolge von dem Auftritt der Beamten nicht viel mitbekommen. Sie tanzten einfach weiter – in einer der ältesten Straßen Düsseldorfs, die in den mehr als 600 Jahren ihres Bestehens schon so viele Geschichten erlebt hat, dass es auf einen ziemlich unnötigen Polizeieinsatz mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt. Dem Anrufer jedoch möchte man nur wünschen, dass er oder sie mit 97 Jahren auch noch Sirtaki tanzt.