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Wie uns Flughäfen zum Geldausgeben verführen

 

Designerklamotten, überteuerter Kaffee und Goldschmuck: Schon lange geht es bei Flughäfen nicht mehr nur ums Verreisen. Ein Video auf dem YouTube-Kanal Cheddar zeigt, wie viel System hinter dem immensen Shoppingangebot steckt.

Klar, nach dem Check-in denken die Reisenden nicht primär daran, noch etwas einzukaufen. Und dennoch erzielte der Frankfurter Flughafen durch Einzelhandel, Ladenmieten eingeschlossen, im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von etwa 507 Millionen Euro.“Seit 1990 haben sich Flughäfen zu Einkaufszentren gewandelt“, sagt der Videoproduzent Edward Vega im Video. Und diese strotzen meist vor Dekadenz. Christ, Gucci, Sushi-Restaurants – mitunter scheint es, als verstecke sich das Tor zur Welt hinter einem Labyrinth aus überteuerten Modeboutiquen und Imbissbuden. Für die Passagiere ist das besonders verführerisch, denn: Dieser Irrgarten muss in der Regel durchquert werden.

„Der Weg zum Gate ist meist so verwinkelt, dass Passagiere praktisch an jedem Shop vorbeikommen“, erklärt Vega. Außerdem verlaufen die Gänge oft in einer Linkskurve. Rechtshänder, die zahlenmäßig stärker vertreten sind, richten ihren Blick in der Theorie eher nach rechts, wodurch sie Vega zufolge ein größeres Panorama geboten bekämen.

Auch die großen Fenster, durch die das Geschehen auf dem Rollfeld verfolgt werden kann, seien kein Zufall. Sie sollen den Reisenden vorspielen, dass sie im Zweifel schneller ihr Flugzeug erreichen können. Das, so heißt es in dem Video, sorge für ein Freiheitsgefühl – und verführe dazu, auf dem Weg zum Gate noch etwas Geld auszugeben.

Da der Clip jedoch keine Belege liefert, bleibt unklar, wie viel an den Thesen dran ist. Der Erfolg dieser Konzepte spricht zumindest für sich. In der Schweiz erzielt der Flughafen Zürich inzwischen einen höheren Umsatz als das Warenhaus „Glattzentrum“.

Warum die Flughäfen mit ihrem Shoppingangebot und den überteuerten Food-Courts (siehe unten) letztlich so erfolgreich sind, bleibt ein Rätsel. Vielleicht sind es die Konzepte, die Vega beschreibt. Oder es ist die Langeweile, die in der Zeit zwischen Check-in und Abflug aufkommt. Vielleicht ist es aber auch die Sorge, etwas vergessen zu haben – zum Beispiel den geliebten Bademantel. Wer den liegen lässt, muss natürlich am Flughafen für Ersatz sorgen.


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