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Abschiedsgrüße an den Klippen von Dover

 

Am Morgen des Austritts Großbritanniens aus der EU, noch vor Sonnenaufgang, sind auf den felsigen Klippen von Dover die Gesichter zweier Männer zu sehen. In einer Videobotschaft richten die beiden britischen Weltkriegsveteranen ihre Worte an das europäische Festland, das an der schmalsten Stelle des Ärmelkanals nur einige Kilometer entfernt ist. Der 95-jährige Sid und der 98-jährige Stephen Goodall sind bestürzt über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union.

Für Aktion verantwortlich ist eine Gruppe namens „Led By Donkeys“, die schon mehrere Male mit provokanten und öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen den Brexit, führende Leave-Politiker und die britischen Konservativen in Erscheinung getreten sind. Ihre Projektionen waren schon am britischen Parlamentsgebäude zu sehen.

Dass zwei Weltkriegsveteranen in der Videobotschaft auftreten, ist mit Sicherheit eine bewusste Entscheidung. Beide stehen für eine Generation, die noch aus eigener Anschauung weiß, wie wenig selbstverständlich enge Verbundenheit und friedliches Zusammenleben innerhalb von Europa einst waren. Goodall betont deshalb: „Ich werde gerne ein Europäer genannt.“ Beide Männer bedauern den Brexit – und hoffen, dass Großbritannien sich der EU wieder annähern wird, auch wenn sie das vielleicht nicht mehr selbst erleben werden.

Auf Twitter jedenfalls wurde das Video – ausgestattet mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen – schnell tausendfach geteilt und sorgt bei manchen Usern offenbar für große Rührung.

https://twitter.com/anniedel53/status/1223186234467667969?s=20

Dover ist dabei nicht zum ersten Mal Ort einer Kunstaktion, die den Brexit kritisiert – an einem Gebäude im Hafen war bis zum vergangenen Jahr noch ein Wandgemälde der Streetart-Legende Banksy zu sehen, das die Europaflagge zeigte, aus der ein Arbeiter einen Stern herausmeißelt.

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