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Querköpfe mit Kultstatus

 

Auf ihrem neuen Album „Glücksmaschinen“ singen die Fehlfarben über soziale Netzwerke und die Folgen von Hartz IV. Das ist zwar nicht hip, aber überraschend gut.

© Kim Frank

„Was ich haben will, das krieg ich nicht, und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht“: Peter Hein und seine Band Fehlfarben waren die Helden einer Generation, die augenzwinkernd von sich sagt, sie habe ihre Jugend verschwendet. Das vor 30 Jahren erschienene Debüt Monarchie und Alltag besaß Stil und Haltung, kombinierte Disco mit Punk, und jede zweite Songzeile war es wert, an eine Häuserwand gesprüht zu werden.

Heute sind die Fehlfarben eine Band wie viele andere. Übriggebliebene mit einem Rest Kultstatus. Die Idee, das neue Album Glücksmaschinen zu nennen, wirkt wie eine letzte ironische Trotzreaktion. Doch die Platte klingt überraschend gut.

Mit Zeilen wie „Wir haben Angst, aber leider keine Zeit dafür“ schaut Peter Hein dem gesellschaftlichen Verblendungszusammenhang wieder tief in die Augen. Die frühere Dandy-Perspektive ist einer kritisch humorvollen Querkopf-Attitüde gewichen.

Es ist ja nicht falsch, über die Folgen von Hartz IV, das eigene Alter und die Zumutungen der Freunde-Netzwerke zu singen. Es ist nur nicht hip. Dafür hat die von Moses Schneider produzierte Musik eine beeindruckende Wucht. Die originären Wurzeln der Fehlfarben verbinden sich mit den Sounds des ewigen Achtziger-Jahre-Revivals. „Es winkt ein neues Leben, gib ihm alles Gute, was du hast“, singt Peter Hein. Wer wollte widersprechen?

„Glücksmaschinen“ von Fehlfarben ist erschienen bei Tapete/Indigo.

Dieser Text wurde veröffentlicht in DIE ZEIT Nr.7/2010