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Laut und leise dürfen hier noch sein

 

Kraków Loves Adana aus Freiburg nehmen es sehr genau mit dem Klang. Das hat ihr Debütalbum zu einer kleinen Pop-Schönheit werden lassen.

Ist sie wohl die Geliebte aus Adana? Die Sängerin Deniz Cicek © Clouds Hill

Robert Heitmann klingt verzweifelt: „Man hat es nicht leicht mit seinem Debüt.“

Wahrlich nicht. Kraków Loves Adana nennen er und Deniz Cicek ihre Band, Beauty ist ihr eben erschienes erstes Album. Er hat es großzügig an die Presse verschickt, sogar auf Vinyl; das Hamburger Label Clouds Hill hat eine Viertelseite im Musikexpress gekauft – und dann wird es dort zwar rezensiert, lieblos aber, und ungerecht.

„Zwei Gitarren, ein Laptop und eine Stimme“, seien auf Beauty zu hören, schrieb der Musikexpress. „Wir haben auf dem gesamten Album nicht ein einziges Mal einen Laptop verwendet“, sagt Robert Heitmann. Wie kann man sich nur so verhören?

Um zu verstehen, wie tief sich dieser digitale Pfeil in Heitmanns Herz bohrt, muss man wissen, was es mit Clouds Hill auf sich hat. Clouds Hill ist nicht nur ein Label sondern vor allen Dingen ein Studio. Hier in Hamburgs Osten, direkt an der Elbe, widmen sich betuchte Männer dem guten Klang. Sie haben analoge Schätze um sich geschart, eine Neve 8068 etwa, das Mischpult, dass einst Sir George Martin gehörte. Unnötig zu sagen: Sowas gibt’s in Deutschland sonst nirgends.

Wer hier aufnimmt, dem ist der Sound seiner Lieder nicht egal. Folglich erklingen auch die Töne auf Beauty dezidiert, jede Melodie, jedes Instrument, jede Zeile ist zu verfolgen. Nie steht eines dem anderen im Weg, nie drängen Spielereien in den Vordergrund. Laut und leise dürfen hier noch sein, das ist eine angenehme Ausnahme im Gleichlaut unserer Tage. Ein Laptop, da hat Robert Heitmann recht, ist in diese Lieder wahrlich schwer reinzuhören.

Meist ist da kaum mehr als ein zartes Schlagzeug, die sacht mal gezupften, mal gestreichelten Gitarren und die sichere, dunkle Stimme von Deniz Cicek. (Irritierend allerdings manche ihrer denglischen Zungenschläge. „Das kann ja auch schön sein“, sagt Robert Heitmann. „Uns gefällt das gesungene Englisch in Bezug auf den Klang besser als das Deutsche.“) Manchmal wattieren ein Klavier oder eine Orgel die Melodie, selten zerrt Robert Heitmann an seiner Gitarre. Scheinbar leicht zu erschließen sind die Lieder, schwer zu ergründen ist ihr Reiz. So klängen Prefab Sprout, wenn deren Paddy McAloon eine nicht gar so große Liebe zum Meldodram kultiviert hätte.

Zu Prefab Sprout passte auch der Plattentitel. Denn natürlich ist das vollkommen größenwahnsinnig, sein erstes Album Beauty zu nennen. Aber schön ist es ja wirklich.

„Beauty“ von Kraków Loves Adana ist auf CD und LP erschienen bei Clouds Hill Recordings/Snowhite/Universal