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Lenas Chancen beim ESC

 

Wenn es nach den englischen Buchmachern geht, gewinnt ein knödelnder Andrea-Bocelli-Kopist aus Frankreich den Eurovision Song Contest. Lena muss trotzdem nicht traurig sein.

© Sean Gallup/Getty Images

In zehn Tagen steht fest, wer den Eurovision Songcontest in Düsseldorf gewonnen hat. Die Wettbüros machen natürlich jetzt schon ihren Reibach. Glaubt man den englischen Buchmachern, die auch in den vergangenen Jahren recht zuverlässig waren, belegt Lena mit Taken By A Stranger nur einen siebten oder achten Platz. Gewinnen wird demnach Amaury Vassili, der für Frankreich antritt. Sollte sein korsisches Lied Sognu tatsächlich die meisten Stimmen einsammeln, kehrte der ESC nach einem Ausflug ins Unkonventionelle wieder zurück zu alter plüschiger Form: Vassily rührt Ravels Bolero, Händels Opernmelodien und Andrea Bocellis Geknödel zu einem grausamen Operettenschlager zusammen.

Nachdem Lena lange auch auf Googles ESC-Prognoseseite als Favoritin galt, hat dort nun das irische Zwillingspaar Jedward den Spitzenplatz eingenommen. Spiegelsynchroner Haudraufelektropop mit Frisur – da fragt man sich unweigerlich: Sind’s die Drogen oder ist’s die Musik, die mich doppelt sehen lässt?

Dass Irland tatsächlich gewinnt, ist unwahrscheinlich. Die Buchmacher setzen die beiden Jungs auf den 13. oder 14. Platz. Googles Rangliste spiegelt eben nicht die Wahrscheinlichkeit eines Sieges, sondern nur die Anzahl der Suchmaschinen-Abfragen zu einem Kandidaten. Und die kann schon aufgrund der medialen Aufmerksamkeit verzerrt sein. Beispielsweise liegt es auf der Hand, dass sich Journalisten in aller Welt nochmal über Lena informieren, bevor sie die Gastgeberin in Düsseldorf treffen. Oder dass sich Millionen Friseure die Finger wundklicken, um den nächsten Haartrend zu analysieren.

Also gehen wir mal vorsichtig davon aus, dass Deutschland nicht ein zweites Mal in Folge gewinnen wird. Allzu traurig muss Lena darüber nicht sein. Denn wie eine „repräsentative“ Umfrage von Autoscout24.de ergeben hat, schalten nur vier Prozent der Autofahrer ihre Musik ab, wenn sie im Radio singt. Ob es da einen Zusammenhang mit der aktuellen Unfallstatistik gibt, hat Autoscout24.de leider nicht untersucht.

Nachtrag:
Gerade erreicht uns die Nachricht, dass sich die Boyband Blue, die für das Vereinigte Königreich antritt, schonmal vorsorglich ausgezogen hat. Klientelpolitik nennt man das wohl. Der Sänger Duncan James sagte diesbezüglich: „Wir ziehen unsere Sachen aus für das Attitude Magazine, wie es die McFly Jungs getan haben. Ich werde alles zeigen. Ich bin glücklich genug mit der Größe meiner Männlichkeit.“