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Fetenhits aus Saurons Partykeller

 

Neues aus der Tru(e)tzburg: Manowar, die Fackelträger des wahren Metal, sind wieder da! Ihr Album „The Lord Of Steel“ erscheint als schmiedeeiserner Download.

© Magic Circle Music

In dem schönen filmischen Psychogramm Some Kind Of Monster über die Band Metallica gibt es eine zentrale Szene: Der Produzent Bob Rock springt kurzfristig als Bassist ein, um mit der Gruppe den Klassiker Seek & Destroy herunterzurocken. Alles scheint gut zu gehen, bis der Schlagzeuger Lars Ulrich plötzlich das Ungeheuerliche bemerkt: Rock grinse dauernd beim Spielen! Sowas gehöre sich nicht als echter Metaller. Für diesen faux pas hat Bob Rock jedoch eine völlig logische Erklärung parat: Es mache einfach zuviel Spaß, diese Art von Musik zu spielen.

El Gringo von Manowar

Und deswegen kann es auf die Frage, ob es sich denn gehört, hier im Blog eine Plattenkritik zum neuen Album The Lord Of Steel der amerikanischen Metalband Manowar zu lesen, eben nur eine Antwort geben. Es macht einfach zuviel Spaß, über diese Musik zu schreiben!

„Ein Album voller Überraschungen“ verspricht der Pressetext zu The Lord Of Steel. Was mag das bedeuten? Krautrock-Verweise? Kritische Texte über die Lage in Syrien? Damon Albarn als Gastsänger? Eher nicht. Denn Manowar sind true. True, das ist eine Trutzburg gegen alles Neumodische. In der üppigen Bilderwelt des Heavy Metal bedeutet das: Drachen, Leder (gegerbt), Motorräder, Frauen (nackt), Schwerter, Burgen, Stahl (gebogen oder flüssig) und natürlich jede Menge Feuer. Aber auch schwiemeliges wie Ehre, Treue und Männerbünde.

Wenn true so etwas wie konservativ bedeutet, dann ist die CDU ein Haufen ungekämmter Cyber-Nerds. Für True-Metal-Fans sind AC/DC experimentelle Grenzgänger, die sich allzu oft neu erfinden.

Manowar sind die Erfinder, Fackelträger und Gralshüter des True Metal zugleich. Seit 32 Jahren (im Manowar-Sprech müsste es wohl Zeitalter heißen) existiert die Band nun schon. Ihr Chefdenker und Bassist Joey DeMaio, der sich in Interviews gern als beinharter Wagnerianer bezeichnet, führt die Kapelle eisern durch drei Jahrzehnte.

Musikalische Veränderungen ereigneten sich so rasant wie tektonische Erdverschiebungen. Man quatschte allerlei Blödsinn, veröffentlichte Unfassbares, verprellte die Fans mit dem Verkaufsgebaren von Gebrauchtwarenhändlern, nur um sich im nächsten Moment wieder als gottgleich feiern zu lassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Langweilern waren Manowar dabei immer unterhaltsam. In ihren besten und schlechtesten Momenten war die Band ihr eigener Comic. Und Comics mag doch jeder.

Man weiß, wie diese neue Platte klingt, ohne je einen Ton gehört zu haben. Wenn es dann doch passiert, ist es, wie wenn es abends dunkel wird. Man weiß halt, was kommt: donnerndes Schlagzeug, sinfonisch gestapelte Gitarren und ein Bass wie eine herabsinkende Zugbrücke. Der Sänger Eric Adams schafft es, pathetisch und genervt zugleich zu klingen. Die großen Hymnen aber beherrscht er blind. Hail, Kill and Die!, Annhilation und Expendable sind Fetenhits aus Saurons Partykeller. Der fachfremde Titel El Gringo wird zügig mit dessen Einsatz im gleichnamigen, aber bisher unbekannt gebliebenen Film entschuldigt. Für alles andere braucht man Nerven aus, natürlich, Stahl.

Den Fans wird all das vollkommen und total egal sein. Dafür kann man sie bewundern. Sie werden dieses Manowar-Album zu Tausenden kaufen, auch wenn die CD erst im September in den Läden stehen wird. Ein kleiner Sturm brach los, als bekannt wurde, dass The Lord Of Steel zunächst nur als digitales Album bei iTunes erscheinen soll. Schmiedeeiserne Treueschwüre und der hippe Online-Musikladen – das passte so gar nicht zusammen. Aber so ist das eben: Harte Männer, harte Währung. Die ist nämlich erst recht true.

„The Lord Of Steel“ von Manowar ist als Download bei Magic Circle Music erschienen.

Liebe Leser, Sie haben Recht: Die Band gibt es seit 32 Jahren. Danke für Ihre Hinweise. Wir haben das im Text geändert. Viele Grüße aus der Redaktion!