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Brian Molko schießt ein Tor

 

Vor 15 Jahren spielten Placebo in der Champions League des Alternative Rock. Zwischenzeitlich abgestiegen, gehen sie mit ihrem neuen Album in die Relegation.

© Joseph Llanes
© Joseph Llanes

Beim Fußball ist das so: Verlieren ist in Ordnung, solange die Mannschaft wenigstens ordentlich gekämpft hat. Wenn die ursprünglich blütenweißen Leibchen matschverziert und ausgefranst sind, wenn Nasenbeine angeknackst sind und der Platz zum Acker wurde, dann schlägt das Herz der Anhänger höher.

Und hier kommen ein paar Kämpfer. Placebo – um im Bild zu bleiben – waren mit dem letzten Album Battle For The Sun vor vier Jahren sang- und klanglos abgestiegen und treten nun mit Loud Like Love an, wieder mit den Großen spielen zu dürfen. Relegation! Aufstieg! Placebo haben schon viel schlechtere Platten gemacht als Loud Like Love, mindestens zwei.

Dieses rockt! Nicht ständig und überall, nicht immer von der Muse geküsst. Und doch tut hier jeder, was er kann: wohliges Basswummern und vertraut trocken schepperndes Getrommel, dazu Brian Molkos echsenartiger Gesang, hibbelig und schnarrend, immer völlig atemlos. Wie früher, möchte man ausrufen, aber das stimmt so auch nicht. Denn früher mussten sie nicht kämpfen, da lief der Ball von ganz allein durch die Reihen, da gelang jeder Übersteiger und auch die unmöglichen Dinger gingen rein, wie Teenage Angst, Pure Morning, Special K. Vor 15 Jahren spielten Placebo noch Champions League.

Das mit dem Kampf stimmt also, wenn auch jetzt mancher Rückpass im eigenen Tor landet: Exit Wounds ist so flach wie unnötiger Radiorock, die Single Too Many Friends ist eine halbgare Kritik sozialer Netzwerke. „My Computer thinks I’m gay, I threw that piece of junk away, on the Champs-Élysées … This is my last communiqué, down the super highway, all that I have left to say….“ Reime, die bei Morrissey als Ausdruck gottgleicher Genialität gedeutet würden, klingen aus Brian Molkos Kehle halt einfach nur doof. Natürlich ist das ungerecht.

Dafür sind gerade die beiden ersten Lieder wunderbar, auch Purify und A Million Little Pieces stimmen versöhnlich, so rumpelig und ungeschliffen, so großmäulig und – ja was eigentlich – echt? Kämpferisch? „Breathe, breathe, breathe, breathe, believe, believe, believe, believe!„, jauchzt der Sänger im Titelstück, im Hintergrund gehen die Keyboardsirenen los. Und der Anhänger lehnt sich versöhnt, ja, fast ein bisschen glücklich zurück. Unentschieden, egal. Der Einsatz hat uns gefallen!

„Loud Like Love“ von Placebo ist erschienen bei Vertigo/Universal Music.