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Hits vom Grill

 

Jeder Sommer braucht seinen Beachparty-Kracher. Zu Tofuwurst, Hüftsteak, Frozen Yogurt und Erdbeerbowle passt Porter Robinsons Album Worlds perfekt. Nicht fein, aber ziemlich lecker.

© Universal Music
© Universal Music

Der Sommer ist die Jahreszeit leichter Genüsse. Man lümmelt am Strand herum und lässt sich entspannt rösten. Serviert werden warme Limo und Softeis, abends dann schlichte Grillage zum Bier und je nach Appetit auch mal Süßigkeiten wie Slush Puppie, Erdbeerbowle, Mundzementierer also. Zuckerzeugs. Und dazu gibt es natürlich die passende Musik, gerne Sommerhits genannt, zumindest beachpartykompatibel. Manchmal klebt sie in den Ohren wie die eingangs besprochene Kulinarik im Rachenraum. Brause, Bratwurst, Eiscreme, Mixdrinks: Porter Robinson strahlt gewissermaßen alles auf einmal aus, vorab verquirlt, schockgefrostet, kurz angetaut und mit Schirmchen serviert. Einem sehr glitzernden Schirmchen.

Robinson ist ein blutjunger Soundbastler aus dem kleinstädtischen Herzen North Carolinas, der sich dem Leichtesten, Buntesten, Heitersten, Tanzbarsten dessen verschrieben hat, was die Wochenendgemeinde weltweit elektronisch auf die Dancefloors treibt. Sein erstaunliches Debütalbum Worlds schmeckt so gesehen ein bisschen wie Caprisonne mit Fleischeinlage und kühlem Pils im Cocktailshaker. Klingt scheußlich? Ist es auch. Aber ziemlich gut.

Man muss sich nur mal seine aktuelle Single Lionhearted anhören, die der 21-Jährige mit Dackelblick an der Seite der schwedischen Indie-Band Urban Cone aufgenommen hat. Nach ein paar Synthiefetzen zittert Robinsons Popfalsett zu Miami-Vice-Drums unter einem Neunzigerjahrekeyboardteppich, dass es einem die Amalgam-Plomben aus den zweiten Zähnen zieht. Das ist in seiner Überfrachtung ständig ein bisschen zu viel – und doch genau richtig, um einer verregneten Sommernacht Schwung zu geben. Gelernt ist eben gelernt.

Schließlich hat er im heimischen 50.000-Einwohner-Städtchen schon als Teenie japanische Computerspiele an der Heimorgel nachgespielt und diesen Hang zum fernöstlichen Kleinklein in seine Anschlusskarriere als gefragter Remixer und Produzent überführt. Noch heute klingt die Hälfte seiner Stücke, als liefe nebenbei eine uralte Atari-Konsole.

Dass der Sound darüber am Ende aber doch fett gerät wie aus Boxenturmsiedlungen, liegt an seiner jüngeren Vergangenheit im Progressive House mit Dubstep-Nähe. So flicht er seine wuchtigen Beats unters zarte Popgespinst und sorgt für etwas mehr Elektronik und etwas weniger Dance im EDM. Stücke wie das süffige Flicker oder mehr noch das fast seifige Years of War klingen dann am Ende eben doch eher nach Gegenwart als Eurodance.

Gut, das ist nicht immer elaboriert, geschweige denn gediegen. Ein paar frei erhältliche – wenn schon nicht illegalisierte – Drogen könnten überdies helfen, hektisches Augenzucken zu verhindern. Was soll’s – so schmeckt der Sommer. Nicht fein, aber ziemlich lecker.

„Worlds“ von Porter Robinson erscheint am 8. August bei Virgin.