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Rappen mit Echthaar

Nicki Minaj gehört zu den größten Blenderinnen des Popgeschäfts. Ausgerechnet von ihr wird oft mehr Authentizität gefordert. Ihr neues Album belässt es bei ersten Schritten in diese Richtung.

© Universal
© Universal

Jeder Popstar ist eine Kunstfigur, aber kaum jemand hat es mit der Überzeichnung in den vergangenen Jahren bunter getrieben als Nicki Minaj. In Videos war sie unter anderem als Barbie, Geisha, Meerjungfrau und männerfressendes Monster zu sehen, auf einem Albumcover mit verlängerten Beinen. Weiter„Rappen mit Echthaar“

 

R’n’B nach Ferguson

Nach 15 Jahren veröffentlicht D’Angelo, einstmals Gott des Neo Soul, sein neues Album: „Black Messiah“ geht es nicht mehr um Sex, sondern um die gesellschaftliche Kraft schwarzer Musik.

© Sony
© Sony

Bester Witz der jüngeren Musikgeschichte: Das erste Stück auf D’Angelos neuem Album Black Messiah heißt Ain’t That Easy. Weiter„R’n’B nach Ferguson“

 

Aus dem Smokingärmel geschüttelt

Bryan Ferry geht gern auf Fuchsjagd und bewundert Albert Speer. Sein neues Album „Avonmore“ aber ist der Inbegriff von Lounge-Pop.

© Simon Emmett
© Simon Emmett

Mühelos kann man sich ihn in einem Morgenmantel auf einer Terrasse über dem Lago Maggiore vorstellen, einen Martini in der Hand. Oder in einer knappen weißen Badehose auf dem Deck einer Jacht im Azurblau, den gekühlten Champagner griffbereit. Weiter„Aus dem Smokingärmel geschüttelt“

 

Kinder des globalen Dorfs

Hippies und Hipster rücken näher zusammen – und so klingt es dann: Das multikulturelle Quartett Cristobal And The Sea veröffentlicht Folkpopsongs, so schön wie Weihnachtsgeschenke.

© City Slang/Universal
© City Slang/Universal

Was zuerst auffällt: Die Hipsterbärte. Dann, dass die Mitglieder aus aller Herren Länder stammen. Schließlich: Die musikalische Anmutung wirkt fast so schluffig wie das Auftreten. Aber nein, sorry, Cristobal and the Sea sind nicht der neueste Schrei aus Berlin. Weiter„Kinder des globalen Dorfs“

 

Zurück zum Innenohr

Ein schwedisches Ehepaar auf der Suche nach der Urkraft der Musik: „Rhythm“ von Wildbirds & Peacedrums hat alle Widerhaken, die dem heutigen Allerweltspop fehlen.

© Klara Kaellstromen/Tobias Faeldt
© Klara Kaellstromen/Tobias Faeldt

Übers paläoanthropologische Gebaren ist wenig mehr bekannt, als dass wir gegessen, geschlafen, gevögelt, gesammelt, gejagt und irgendwann Werkzeug benutzt haben. Selbst, ob die ersten Hominiden musizieren konnten, bleibt bloße Spekulation. Doch wenn sie es taten, so viel erscheint sicher, dann mit Stimme und Stöckern, Steinen, allem was rummst.

Wildbirds & Peacedrums sind so gesehen Atavismen der weiten Welt des Klangs. Weiter„Zurück zum Innenohr“

 

Als Kind in den Sample-Tank gefallen

Daft Punk haben gezeigt, wie man Funk zeitgemäß wiederbeleben kann. Die Kölner Band Von Spar unternimmt nun einen ebenso fabelhaften Spaziergang durch die elektronische Popgeschichte.

© Markus Feger
© Markus Feger

Chamäleonvergleiche gehen oft an der Sache vorbei. Zumindest, wenn damit Wandlungsfähigkeit an sich beschrieben wird. Das anpassungsfähige Reptil verändert sein Äußeres ja doch den örtlichen Umständen entsprechend, ordnet sich den Verhältnissen also lieber unter, als sie zu prägen. Weiter„Als Kind in den Sample-Tank gefallen“

 

Powerchords sind schon okay

Am Artrock der frühen Alben von TV On The Radio gab es nichts zu verbessern. Auf ihrer neuen Platte Seeds klingt vor allem die Zuversicht der Band unverbesserlich.

© Juco/Vertigo
© Juco/Vertigo

TV On The Radio waren schon einmal optimistisch, und damals ging die Sache nach hinten los. Im August 2008 veröffentlichte die New Yorker Band das Stück Golden Age, ihren bis dahin eingängigsten Popsong. Er war jedoch nicht als Amtseinführungshymne für Barack Obama gedacht, dessen Präsidentschaft sich zu diesem Zeitpunkt bereits abzeichnete. Weiter„Powerchords sind schon okay“

 

Draußen, wo die Möwen singen

Stevie Jones und sein Kammerorchester Sound of Yell entlocken dem Folkpop die Natur. Das Album „Brocken Spectre“ ist wie gemacht für Optimierungsmüde mit Sehnsucht nach Ursprünglichkeit.

© Broken Spectre
© Chemikal Underground

Dass die Natur nicht nur über einen äußerst eigentümlichen Sound verfügt, sondern auch ziemlich komplex vertont werden kann, hat schon so mancher klassische Komponist bewiesen. Bedřich Smetanas berühmte Moldau zum Beispiel verwandelte dessen böhmische Heimat 1882 in eine mal plätschernde, mal reißende Sinfonie. Weiter„Draußen, wo die Möwen singen“

 

Gegen den Novemberschmerz

Endlich Mainstream für die Minderheit: Die deutsch-schwedische Band 1000 Gram klingt, wie Coldplay klängen, wenn ihr Schmalz wirklich von Herzen käme. Tolles zweites Album!

© Jeremy Lynch
© Jeremy Lynch

Wir leben in trostlosen Tagen. Draußen lauert der Winter unterm Herbstlaub. Die Nachrichten sind voll Pest und Verwüstung. Was davon ablenken könnte, ist eher betäubend als unterhaltsam. Und was lustig gemeint ist, übertönt den Gefechtslärm mehr, als ihn vergessen zu machen. Weiter„Gegen den Novemberschmerz“

 

Abseits der Leinwand

Konstantin Gropper ist einer der erfolgreichsten deutschen Filmmusiker. Als Get Well Soon zeigt er jetzt auf drei EPs, wie Pop und Opulenz zusammenfinden.

© Jens Oellermann
© Jens Oellermann

Auch der beste Filmmusikschreiber kann nicht immer nur Filmmusik schreiben, kann nicht immer nur David Kross durch Kambodscha (Same Same But Different), Tom Schilling durch Berlin (Oh Boy) oder eine französische Pornoproduktionsfirma durch menschliche Abgründe (Xanadu) begleiten. Weiter„Abseits der Leinwand“