Jeden Morgen das gleiche Theater: mein Kampf gegen die Verpackungen. Entweder bin ich zu doof, oder die Packungen sind zu clever. Oder sind gar höhere Mächte im Spiel?
Gerade wollte ich einen frischen Kaffee aufbrühen. Die Dose war leer, die neue Packung vakuumverpackt. Wegen der Frische und um mich zu ärgern. Seit ich Kaffeetrinker bin, läuft nun folgender Film ab: Beim Aufreißen der kleinen Kerbe, sollte ich sie ohne Brille gefunden haben, verstreut sich der halbe Kaffee. Versuche ich es zart, geht die Alufolie nicht auf. Reiße ich daran: Ergebnis siehe oben.
Der Joghurtbecher birgt ähnliche Probleme. Beim ersten Aufreißversuch geht die Alulasche ab. Zum Glück nimmt sie noch einen dünnen Streifen des Deckels mit: Immerhin kann ich jetzt den Inhalt sehen. Doch die nun folgende Rumzerrerei endet mit unschönen Flecken auf dem Hemd. Getoppt wird das alles von eingeschweißtem Aufschnitt. Da gelangen mitteleuropäische Normalfinger an ihre Grenzen. Ich weiß: Es gibt die Lasche links unten. Doch falls ich die beiden Folien hier überhaupt trennen kann, heißt das noch lange nicht, dass sie sich auch auseinanderziehen lassen.
Um ob meiner Unfähigkeit nicht in Depressionen zu verfallen, habe ich mir eine Theorie zurechtgelegt: Die Industrie will mich zur Enthaltsamkeit erziehen. Und sie will, wie beim Kaffee, ihre Umsätze steigern. Beides klingt plausibel und lenkt elegant von meiner Ungeschicklichkeit ab.
Steffen Köpf, Hümmel