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Von der Großfamilienhütte zum Kleinfamilienheim

 

2007

Adele war etwa so groß wie unsere damals achtjährige Tochter, aber zehnmal so alt. Sie war unsere Nachbarin und die letzte Bewohnerin des mehr als hundert Jahre zuvor von ihrem Schwiegervater erbauten Hauses. Ihren Ehemann hatte Adele genauso wie ihren gemeinsamen Sohn um mehr als zwanzig Jahre überlebt. Das alles erfuhren wir aber erst, nachdem unsere Tochter diese kleine und große, gebeugte und aufrechte Frau mit dem Schalk im Nacken als Oma adoptiert hatte.

2010

Dann starb Adele. Wir kauften das Grundstück. „Das Haus kann man nur abreißen“, sagten alle, die davon etwas verstanden. Unsere Tochter sagte: „Wir essen aber doch auch keine Tiere, deren Namen wir kennen.“ Drei Jahre lang haben wir entkernt, neu aufgebaut, erweitert. So reicht, was seinerzeit für eine achtköpfige Familie genügt hatte, nun auch für drei. Wenn jetzt jemand aus dem Dorf erklären soll, wo genau wir wohnen, dann sagt er: „Bei Adele.“

Ralf Worringen, Plönjeshausen