Die deutsche Bürokratie und ihr Umgang mit behinderten Kindern regen mich auf! Seit gut sechs Monaten wandert die Akte unseres vierjährigen behinderten Sohnes nun schon von Behörde zu Behörde, von Schreibtisch zu Schreibtisch. Sie wird aufgemacht und wieder zugemacht und weitergereicht. Ob sïe überhaupt gelesen wird?
Ich glaube es nicht. Denn dann hätten die zuständigen Sachbearbeiter längst erkannt, wie dringend unser Sohn einen Kindergartenwechsel sowie einen Integrationshelfer benötigt, der ihn nach einer anerkannten Therapiemethode fördert. Drei lange Monate lag die Akte bei der ersten Behörde, die dann befand, dass sie gar nicht zuständig sei. Danach ging die Akte auf Wanderschaft. Man lässt sich Zeit, wertvolle Zeit. Wir haken nach und hören uns Plattitüden von Bürokraten an, für die die Behinderungen unseres Kindes Fremdwörter sind.
Es beunruhigt uns sehr, dass diese Menschen vom Schreibtisch aus über das Schicksal unseres Sohnes entscheiden. Für sie ist er ein Aktenzeichen, das dem Staat bedrohlich teuer zu werden scheint. Diese Botschaft schockiert mich und macht mich traurig. Wir als Eltern geben nicht auf. Doch was ist mit all den behinderten Kindern, die auf der Strecke bleiben, weil ihre Eltern nicht so beharrlich sind und die Anträge in den Amtsstuben einfach ausgesessen werden?
Katja Tappesser, Soest