Als ich klein war, erzählte mir meine Großmutter so manche Geschichte aus Ostpreußen – aus dem weiten, schönen Ostpreußen ihrer Kindheit. Als damals der Krieg gekommen war, hatte die Familie aus dem Bombenhagel Berlins zurück in die Heimat flüchten müssen und dann auch von dort über zahllose Etappen in den Westen.
Vor über 20 Jahren starb meine Großmutter, und ich entdeckte in ihrem Keller einen Schatz: eine Kiste mit etwa 300 Glasplattennegativen, die Menschen und Szenen aus jenem märchenhaften Ostpreußen zeigen – und die Krieg, Flucht und 40 Jahre Keller erstaunlich gut überstanden hatten.
Es sollte jedoch weitere zwei Jahrzehnte dauern, bis ich diesen Schatz zum Leben erweckte und die Bilder vergrößerte. Dadurch wurde mir diese vergangene Welt so gegenwärtig, dass ich beschloss, 85 Jahre später ins heutige Russland zu reisen, um mir die verbliebenen Fragmente meiner Familiengeschichte zu betrachten. Dabei entstanden Bilder wie dieses.
Frank Krönke, München