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Ausflug nach Quatna

 

Ich lese keine historischen Romane, ich habe keine Ahnung von der Geschichte des Vorderen Orients, ich wusste nicht einmal, dass es einen Staat Qatna gab. Und dann ging ich in die Stuttgarter Ausstellung, in der die archäologischen Funde dieses kleinen Königsreiches gezeigt wurden, eigentlich nur, weil der Tübinger Professor Peter Pfälzner im Irak diese spektakulären Entdeckungen gemacht hat. Und ich wohne bei Tübingen. Alles toll, alles
aufregend, gut gemacht.

Und dann machte ich diesen Fund im Museumsshop: der historische Roman „Qatna“ von Maria Courant. Man sagt ja, man habe ein Buch gefressen. Genauso ging es mir. 555 Seiten spannendste Dramen aus dieser Epoche (1355 bis 1332 v. Chr) haben mich nicht mehr losgelassen, weil – und das ist jetzt die Bereicherung – die Autorin eine Wissenschaftlerin ist, die Pfälzner offenbar im Nacken saß. Sie weiß alles über König Schuppiluliuma, Pharao Echnaton und schildert das Leben der damaligen Zeit, als sei sie eine Freundin von Prinzessin Kira, Schuppiluliumas Tochter und Protagonistin, gewesen. Wir erfahren alles über das höfische Leben, Kriegskunst, Liebeskunst, Männerphantasien, Frauendasein – und können uns glücklich schätzen, die Bedeutung des archäologischen Fundes Qatna zu erahnen. Wie gesagt, ich lese sonst keine historischen Romane, weil in ihnen so viel Schmu erzählt wird. Hier nicht. Geschichte pur in Spannung pur. Hab ich so noch nicht erlebt. Und ich lese viel.

Eleonore Wittke, Kusterdingen-Mähringen