Lieber Rich,
zunächst: Wir sind ohne Probleme aus Europa zurückgekommen. An den drei Flughäfen, über die ich fliegen musste, war kein einziger Flug mehr storniert, und im Flugzeug von Madrid nach Amsterdam gab es sogar reichlich freie Plätze. Das Problem besteht nicht darin, dass die Vulkanasche sich vielleicht im Nachhinein als ungefährlich herausgestellt hat (immerhin deuteten die Ablagerungen in dem finnischen Kampfjet auf das
Gegenteil hin), sondern darin, dass die Politik unvollständige Informationen hatte. Das verlangt nach besserer Wissenschaft, besserer Koordination und, ja: Grenzwerten. Der unaussprechliche isländische Vulkan war aber zum letzten Mal vor der Ära der kommerziellen Luftfahrt ausgebrochen.
Dem Vorbeugeprinzip folgend, konnte die Politik nicht anders reagieren – die Konsequenzen einer Fehlentscheidung zulasten der Sicherheit wären nicht verzeihlich gewesen. Nun kann man darüber streiten, ob dieses Prinzip Sinn hat. Allerdings ist es Teil der europäischen Entscheidungsfindung, mehr jedenfalls als diesseits des Atlantiks. Das betrifft nicht nur Vulkanasche, sondern auch den Klimawandel, Genmanipulation, Chemikalien und ihre Auswirkung auf die Gesundheit, Datenschutz und so weiter. Wir sollten es uns nicht nehmen lassen, findet
Dein Julian
Im wöchentlichen Wechsel schreiben sich hier Julian Lee, 30, Umweltberater aus Montreal, und sein Stiefvater Friedrich Engelke, 68, Physiker aus Villingen