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Wiedergefunden: ein griechisches Gedicht

 

Es wird in Deutschland zurzeit viel über Griechenland gesprochen, es wird über die griechische Kultur geurteilt, aber stets aus dem Blick ökonomischer Leistungen. Als Literaturwissenschaftlerin bin ich im Rahmen meiner Doktorarbeit zur visuellen Poesie im griechischen Kulturraum auf folgendes Figurengedicht gestoßen, ein Pyramidengedicht von Ntinos Siotis, in Athen am 22. Juli 1996 geschrieben, 1999 in seiner Gedichtsammlung Mouseion Aeros veröffentlicht und hier zum ersten Mal übersetzt:

Wie uns die Fremden sehen

Wie sehen uns die Fremden?
Sehen uns die Fremden?
Sehen die Fremden?
Die Fremden?
Fremde?

Die Zeilen nehmen jeweils um ein Wort ab, jeder Vers bekommt hierdurch seine eigene Betonung und Bedeutung. „Wie sehen uns die Fremden?“ – nicht nur ein Anstoß zum Nachdenken über das „Wie“, sondern auch ein Nachdenken über den Begriff des „Fremden“ in der so schön als „Europäische Union“ bezeichneten Gemeinschaft.

Lilia Diamantopoulou-Hirner, München