Mein Vater erzählt gern Geschichten aus seiner Kindheit und Jugendzeit, die er in Heiligenstadt im erzkatholischen Eichsfeld verbrachte. Unsere Vorfahren – studierte Theologen wie auch einfache Bäcker – sollen schon mit Theodor Storm, dem ehemaligen Kreisrichter, und mit Heinrich Heine verkehrt haben, der sich in Heiligenstadt taufen ließ.
Vor allem aber die Anekdoten vom bissigen Pferd, von den Missetaten der Messdiener, von der Schlägerei im Rathauskeller, von der Schulzeit mit dem inzwischen verstorbenen Erzbischof Dyba und den ersten sexuellen Erfahrungen zum Kriegsende amüsieren die Enkelkinder immer wieder aufs Neue.
Es war ein großer Wunsch von „Opa Franz“, seinen Enkelkindern seine Heimatstadt zu zeigen, in der er 1928 zur Welt kam. Im Juli 2009 traten wir die unterhaltsame Reise en famille an. Dabei entstand ein aktuelles Foto mit „Opa Franz“ auf dem Marktplatz, sitzend auf dem Neptunbrunnen. Ganz ähnlich wie auf der Postkarte von 1934 – auf der rechts im Bild der kleine Franz-Christoph in Lederbuxe steht.
Susanne von Schlichting, Berlin