Ich sehe mir „Hart aber fair“ an. Es geht um den Rücktritt Horst Köhlers, um die Frage der Nachfolge – und, gleichsam unweigerlich, kommt auch die Frage aufs Tapet, ob der Bundespräsident nicht direkt vom Volk gewählt werden sollte anstatt von der Bundesversammlung. Parteiübergreifendes Entsetzen bei der anwesenden politischen Klasse: NEIN! Damit würde ein Gegenkanzler installiert werden. Gemeinsame Kandidaten von Regierung und Opposition wären dann unmöglich. Zudem könne man ein solches Amt nicht dem Wahlkampf und somit der Parteitaktik unterwerfen. Abgesehen von (welch Ironie!) Jürgen Trittins Einwurf, was an Wahlkampf verwerflich sei, stellen sich doch andere Fragen: Ist das Amt nicht Beute der Parteitaktik? Warum sollte ein gemeinsamer Kandidat nicht mehr möglich sein? Woher soll ein direkt gewählter Präsident plötzlich die Kompetenzen eines Gegenkanzlers bekommen? Wird das Volk noch immer für dumm und undemokratisch genug gehalten, einen verfassungsfeindlichen Kandidaten zu wählen? Diese Scheinheiligkeit vieler Politiker regt mich auf.
Philipp Deeg, Stuttgart