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Briefe über Deutschland (13)

 

Lieber Julian,

Dein Friseur irrt sich gewaltig: Von einer Ära Europa, die zu Ende geht, kann keine Rede sein. Stell Dir bloß die Europäische Union in zehn oder zwanzig Jahren vor: In welchem Europa werden insbesondere die Jugendlichen von heute dann leben? Die Finanz­krise macht es deutlich: Die Währungs­union bietet Sicherheit und Stabilität. Statt sich abzuwenden, denkt man in einigen Staaten jetzt sogar neu darüber nach, der EU beizutreten! Die Europäische Union wird weiterhin existieren und den viel gepriesenen europäischen Mehrwert für ihre Bürger umset­zen. Sie wird sich erweitern, auch wenn es noch unterschiedliche Einschätzungen in Hinblick auf den Beitritt der Türkei gibt. Die geänderte Demografie in der Europäi­schen Union erhebt die europäischen Zukunftsfragen zu generationsübergreifenden Aufgaben. Viele Aspekte des europäischen Einigungsprozesses und ihre Relevanz für Euch junge Leute kommen hinzu. Als gro­ßes Plus bewerte ich die zunehmende Mo­bilität, kritische Einwände habe ich aller­dings für den Bologna­-Prozess mit seinen Folgen für das Studium. Und natürlich muss auch die Wahlbeteiligung bei den Europawahlen noch besser werden: Nur ein Drittel der Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahren hat sich an der letzten Wahl beteiligt.

Doch trotz solcher Zahlen: Ich bin sicher, dass die Mehrheit der Deutschen, vor allem auch der jungen, so denkt wie ich: Es ist gut, dass es die EU gibt und dass unser Land eines ihrer Mitglieder ist.

Dein Rich

Im wöchentlichen Wechsel schreiben sich hier Friedrich Engelke, 68, Physiker aus Villingen, und sein Stiefsohn Julian Lee, 30, Umweltberater aus Montreal