Nacht in einer deutschen Provinzstadt der siebziger Jahre: Polizisten umstellen eine kleine Ladenpassage von beiden Seiten. Nachbarn haben angerufen und verdächtige Gestalten gemeldet, die sich dort zusammengerottet hätten. Die Polizei bewegt sich vorsichtig, auf den Ernstfall vorbereitet, auf die Verdächtigen zu und verlangt eine
Erklärung. Nach einem Moment ungläubigen Staunens löst sich alles in Gelächter auf: Die Verdächtigen stehen vor der einzigen Verkaufsstelle der Stadt, in der es am nächsten Tag Karten für die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft gibt, darunter Endspielkarten, 62 insgesamt, höchstens zwei pro Person. Mit einem Studienfreund war ich unter den Verdächtigen, sah das legendäre Spiel BRD – Niederlande (2 : 1), und bei einer Aufräumaktion ist das gute Stück, rechtzeitig zur WM, jetzt wieder aus der Versenkung aufgetaucht.
Werner Schäfer, Trier