Ende Juni fuhren meine Freundin und ich nach Südfrankreich in ein kleines Dorf bei Lyon. Vor 30 Jahren wurde die Partnerschaft zwischen der deutschen und der französischen Gemeinde begründet, sie besteht immer noch, auch die Jungen treffen sich gern, hier wie dort. Wir aber wollen Dédé besuchen, eine alte Dame, sie ist 86, fast blind, lebt allein in ihrem großen Haus. Der alten Dame geht es nicht gut, doch sie freut sich sehr über unseren Besuch. Jeden Morgen beim Frühstück macht sie einen Plan, was sie uns an französischen Köstlichkeiten zubereiten kann. Am Abend vor unserer Abreise – wir sitzen bei einer Flasche Champagner zusammen – gesteht sie uns, dass sie, bevor ihr Mann dem Partnerschaftskomitee beitrat, sich geschworen hatte, niemals wieder einem Deutschen die Hand zu schütteln. Jetzt beim Abschied umarmt und küsst sie uns, sagt, dass ihr Haus immer für uns offen sei und sie uns als Freunde, ja sogar als ihre Töchter betrachte.
Ulrike Nöth, Schwabach, Mittelfranken