Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Verbalerotik vom Finanzamt

 

Endlich! Nach Monaten des Wartens flattert der Brief vom Finanzamt mit unserem Einkommensteuerbescheid ins Postfach. Es ist für mich als Do-it-yourself-Steuerbearbeiter immer wieder eine spannende Sache, eine Art Lottogefühl. Gut, es dauert etwas, bis meine Frau und ich herausfinden, ob wir Geld wiederbekommen oder zahlen müssen. An die Unübersichtlichkeit von amtlichen Schreiben hat man sich mit den Jahren gewöhnt. Was ist schon einfach im Leben! Doch dann, beim Überfliegen des wortgewaltigen Erklärungstextes, stoßen wir auf folgenden Satz: „Der Vorläufigkeitsvermerk hinsichtlich der Nichtabziehbarkeit von Beiträgen zu Rentenversicherungen als vorweggenommene Werbungskosten umfasst auch die Frage einer eventuellen einfachgesetzlich begründeten steuerlichen Berücksichtigung.“ Ist das nicht pure Verbalerotik? Einen Moment lang muss ich an Immanuel Kant denken, der seine Leser nicht minder raffiniert dusselig schreiben konnte. Mein Problem: Ich weiß nicht, was das Finanzamt von mir will! Das heißt: Wollen die überhaupt, dass ich was weiß?

Arnold Illhardt, Telgte