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Lebenszeit geraubt!

 

Haben Sie das auch schon erlebt? Da haben Sie eine Dreiviertelstunde oder länger gewartet und sind endlich dran – beim Arzt, bei der Steuerberaterin. Oder Sie sitzen gerade in einem netten Gespräch bei Ihrer Nachbarin. Und dann klingelt das Telefon. Die Person, die gerade mit Ihnen geredet hat, greift zum Hörer. Und Sie scheinen plötzlich nicht mehr zu existieren. Der Arzt beginnt ein Beratungsgespräch, und es handelt sich um keinen dringenden Fall, wie Sie unschwer erkennen. Nach fünf Minuten: ein ganz ähnlicher Vorgang. Oder: Die Steuerberaterin vertieft sich mit ihrem neuen Gesprächspartner in ein schwieriges Problem, bei dem sie auch noch eifrig den Computer zurate zieht. Oder: Ihre Nachbarin hat sich ins Nebenzimmer zurückgezogen und ist völlig absorbiert von den Neuigkeiten, die sie am Telefon erfährt. Bin denn ich, die ich hier leibhaftig sitze, plötzlich nichts mehr wert im Vergleich zu der Person, die sich per Technik dazwischengedrängt hat? Darf man denn nicht erwarten, dass der oder die Angerufene sich des guten alten Grundsatzes erinnert „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“? Warum wird die Anruferin oder der Anrufer nicht höflich, aber bestimmt in die richtige Reihenfolge eingewiesen? Möglichkeiten dazu gibt es zur Genüge: Anrufbeantworter, Umschaltung ins Vorzimmer, eine Bitte um Rückruf. Auch die Bitte um Entschuldigung hört man selten. Und selbst wenn sie denn käme: Man hat mir wertvolle Lebenszeit geraubt!

Margot Vogelmann, Villa de Mazo, La Palma