Von Herzen geärgert haben wir uns in diesem Sommer über das Museum im ehemaligen Fähranleger der Trelleborg-Fähre in Sassnitz auf der Insel Rügen. Wir hatten in den sechziger Jahren bis zu unserer „Republikflucht“ in Greifswald studiert, und diese Fähre war für uns ein magischer Ort gewesen, ein Tor in den versperrten Teil der Welt. Wir wussten genau, dass da keine (Ost-)Maus hindurchkommt, dass da auch geschossen wird… Hundert Jahre war die Fähre in Betrieb, immerhin vierzig Jahre davon in der DDR-Zeit. In diesem Museum nun ist allerlei Interessantes und Kurioses aus dem gesamten Jahrhundert zu sehen – bis man verwirrt feststellt, dass vierzig Jahre davon nur in (Werbe-)Plakaten existieren, kein Wort dazu, dass kein DDR-Bürger auf die Fähre, ja nicht einmal an die Fähre durfte, dass sie abgetrennt von der Stadt existierte, die Grenze scharf bewacht war und so weiter. Ich habe einen roten Kopf bekommen ob dieser Unverschämtheit zwanzig Jahre nach der Öffnung und sprach die Dame am Eingang darauf an. Zuerst wich sie milde lächelnd aus, in irgendeiner Ecke wäre doch irgendwas angedeutet, gab aber dann zu, dass das auch schon andere moniert hätten. Sie werde es natürlich weitergeben. Wer’s glaubt …!
Mechthild Herzog, Radolfzell