Fahrt in den Norden. Und plötzlich hat das Auto ein Loch im Kühler. Das Wasser läuft unten heraus. Ein herbeigewinkter Tankwagenfahrer besieht sich das Problem und empfiehlt allen Ernstes, den Tabak einer ganzen Schachtel Zigaretten in den Kühler zu füllen, um damit das Loch zu stopfen. Eine interessante Reparaturvariante, die uns allerdings nicht sonderlich erfolgversprechend erscheint. Mein Kollege baut den Kühler aus und fährt mit einigen herbeigeeilten Männern aus dem Dorf in einem Buschtaxi acht Kilometer zum nächsten Mechaniker. Dieser hat natürlich kein Metall vorrätig, sondern schickt jemanden, Stahlwolle zu kaufen. Er schmilzt das Metallgewebe, das man hier zum Beispiel als Topfkratzer benutzt, ein, und weil die Menge nicht ausreicht, mischt er das Ganze mit Leim. Damit flickt er den kaputten Kühler. In tiefster Nacht schließlich rattern die Männer auf einem Motorrad zurück. Ein Nachbar bringt Wasser. Im Schein der Taschenlampe: Kühler einbauen. Wasser einfüllen. Motor anlassen. Wir verabschieden uns alle dankbar und glücklich. Doch die Temperatur steigt wieder an. Hat der Mechaniker vielleicht nur einen Teil des Lochs gestopft? Fluchen. Weiterfahren. Wir müssen vier große Flaschen kostbaren Mineralwassers nachfüllen. Unterwegs: liegen gebliebene Autos, unbeleuchtete Autos, dunkle Menschen auf der Straße, blendende Scheinwerfer, unsichtbare Schlaglöcher. Nach zwei Stunden sehen wir die Lichter von Garoua, überqueren den Fluss, checken im Hotel ein und sinken erschöpft ins Bett.
Seit fast zwei Jahren lebt Tabea Müller, 37, im Nordwesten Kameruns. Als Sozialmanagerin berät sie Frauen, unterstützt ein Alphabetisierungsprogramm und andere Projekte. Hier erzählt sie jede Woche über den Alltag im Inneren Afrikas.