Der Herbst könnte so schön sein: das Rascheln des Laubs auf den Straßen, die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut (seit gefühlten fünf Sommern gab es keine so langen Schönwetterphasen mehr). Doch die beruhigende Herbstidylle, die auf die ruhige Winterzeit (in Bayern: die „stade Zeit“) vorzubereiten versucht, wird durch eine Erfindung der modernen Zivilisation fast gänzlich zunichte gemacht. Laubbläser, eingesetzt von ganzen Hausmeistertrupps, schneiden sich lautstark mit ihrem grässlichen Motorengeräusch durch den Herbst.
Denn Herbst bedeutet leider heute nicht mehr Ausklang des Jahres und Vorbereitung auf die besinnliche Zeit des Jahres. Nein, auch im Herbst wollen die Deutschen vor allem Ordnung machen. Es scheint ihnen angeboren zu sein. Sobald die ersten Blätter auf der Straße, dem Gehweg und dem Rasen liegen: hinfort damit! Und das geht anscheinend in dieser ohnehin schon so hektischen und gleichzeitig verwöhntbequemlichen Zeit nicht mehr mit dem leisen und emissionsfreien Besen und Rechen. Nein, in Zeiten von Klimaerwärmung, höchsten Spritpreisen und angeblich immer sparsameren Autos kann man ja den solcherart eingesparten Sprit gleich wieder beim Betrieb von Laubbläsern verheizen! Laubsauger, die das Laub wenigstens effizient einsammeln und nicht nur nutzlos von einer in die andere Ecke wirbeln, sind da bei Weitem nicht so beliebt.
Christoph Schwalb, Freilassing, Oberbayern