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Hier ist Afrika (3)

 

Eine Nachbarin hat ihr drittes Kind bekommen, ein süßes Mädchen namens Joy. Neben den sogenannten englischen Namen, welche meist biblische sind, wie Elizabeth, Ruben, Jeremiah oder Abigail, kriegen die Kinder oft noch einen traditionellen Namen, meist den der Großeltern. Sehr beliebt ist es aber auch, die Kinder „Freude“, „Geduld“, „Schicksal“, „Liebe“ oder „Genügsamkeit“ zu nennen. Wir also haben eine kleine Freude nebenan. Und dann wird bornhouse gefeiert: Die Menschen in der Nachbarschaft sammeln Geld und treffen sich an einem bestimmten Tag im Haus der größer gewordenen Familie. So besuchen auch wir Glory (auch so ein schöner Name!), um ihre Tochter Joy zu begrüßen.

Kamerun © ZEIT-Grafik

Der Tradition gemäß wurde von all dem gesammelten Geld Seife gekauft: 42 große Stücke kamen zusammen. Die Feier beginnt mit Gesang, den üblichen Liedern mit viel Händeklatschen, eins nach dem anderen. Dann eine Lesung aus der Bibel, eine kleine Predigt, ein paar Reden und ausgiebige Gebete im religiösen Teil. Anschließend tanzen alle im Wohnzimmer im Kreis und reichen das Baby reihum von der einen zum anderen weiter. Eine sehr schöne Sitte, das Kind in der Gemeinschaft willkommen zu heißen. Und natürlich wäre es keine afrikanische Party ohne Essen! Die Gäste lassen sich ein Schlückchen Wasser über die rechte Hand laufen, und dann werden fufucorn (ein Maisbrei), jamanjaman (ein einheimisches Blattgemüse) und Fisch aufgetischt, und wir verspeisen alles mit den Fingern. Zu trinken gibt es white mimbo, das ist Palmwein.

Seit fast zwei Jahren lebt Tabea Müller, 37, im Nordwesten Kameruns. Als Sozialmanagerin berät sie Frauen, unterstützt ein Alphabetisierungsprogramm und andere Projekte. Hier erzählt sie jede Woche über den Alltag im Inneren Afrikas.