Die Fotos wurden von dem Balkon der Berliner Wohnung aus gemacht, in der ich groß geworden bin. Einige frühe Erinnerungen habe ich an Steinwürfe von West nach Ost, meine Mutter saß mitten in der Nacht an meinem Bett, und eigentlich beunruhigte mich das mehr als die Tatsache, dass dort jemand über etwas für mich Unerklärliches wütend war.
Später hätte ich mir sehr gerne mal angesehen, wie die Gardinen in meinem Kinderzimmer vom Westen her wirkten. Dafür hatten wir die Möglichkeit, unseren Besuchern den anderen Teil Berlins zu zeigen – so, wie es der Regierende Bürgermeister mit seinen Gästen umgekehrt auch tat. Einmal klingelte die Polizei an unserer Tür und wollte wissen, ob ich einen roten Pullover besäße – jemand in Rot hätte nach drüben gewinkt.
Schon deshalb hätte ich es vor 1990 nie gewagt, vom Balkon aus zu fotografieren. Mitte November 1989, mit knapp 23 Jahren, konnte ich zum ersten Mal das Fenster meines Kinderzimmers von der Straße aus ansehen. Da waren die Gardinen aber schon längst andere. Rot mochte ich vor 1990 übrigens gar nicht.
Berit Bender, Lübeck