Glückwünsche und Ansichtskarten pflege ich eine Weile auf meinem Schreibtisch abzulegen, um mich daran weiterhin zu erfreuen. Besonders liebe Mitteilungen benutze ich anschließend als Lesezeichen. Nun finde ich in einem Gedichtband diesen Geburtstagsgruß, selbst erdacht und selbst gemacht von unserem damals achtjährigen Sohn für meinen Mann, der als niedergelassener Arzt sehr viel Zeit in seiner Praxis verbringen musste. Unser Sohn hat auch an diesem freudigen Tag sein analytisches und kritisches Denken nicht verleugnet. Wir haben uns darüber gefreut und waren ganz glücklich über diesen Sohn. Inzwischen ist er 27 Jahre alt, diplomierter Chemiker und schreibt an seiner Dissertation. Und wiederum sind wir froh und glücklich, denn wir haben keinen Grund, unserem Sohn eine Glückwunschkarte zu übergeben, die in der roten Hälfte des Herzens etwa einen Erlenmeyerkolben zeigt, in der blutleeren Hälfte die Familie.
Adelheid Kraack, Lübeck