Als ich durch Hanoi schlenderte, fiel mir an einem See ein alter Mann auf. Er hatte ein riesiges Palmenblatt in der Hand und wirkte etwas durcheinander. Als er damit im Wasser herumstocherte, musste ich mit dem Kopf schütteln und dachte bereits an einen verwirrten Alten, als ich erkannte, dass er versuchte, seinen Hut aus dem Wasser zu fischen. Ich legte mich auf den Boden und versuchte, den Hut zu schnappen. Rutschte immer weiter an der steinernen Böschung ab, dabei schrammte ich mir Hose und Hand auf. Als ich den Hut endlich greifen konnte, zog mich der alte Mann an der Schulter bis ich wieder an der Promenade stand. Der Mann klopfte mir auf die Schulter und ich ging weiter. Einige Augenblicke später fuhr ein alter Vietnamese auf seinem Fahrrad an mir vorbei. Stolz, der Rücken kerzengerade. Er schaute mich an und lächelte, während er mit dem Kopf unaufhörlich nickte. Auch ohne Worte verstehe ich ihn – und freue mich für ihn und für mich.
Olav Weidemann, Hanoi