Im ICE von Berlin in Richtung Köln: es ist kein Platz zu finden, alles belegt, selbst in den Gängen zwischen den Waggons drängt man sich dicht am Boden. Im Gang erkundigt sich ein Herr freundlich nach meinem Wohlbefinden: „Geht es Ihnen gut, haben Sie noch keinen Platz gefunden? Gehen Sie ruhig an den vorderen Teil des Zuges. In der ersten Klasse gibt es noch 80 freie Plätze.“ Weitere Reisende, die stehend oder sitzend auf den Gängen ausharren werden angesprochen. Wer misstrauisch nach einer Legitimation fragt erfährt: „Ich arbeite heute für die Deutsche Bahn, vertrauen Sie mir.“ Den ehrlichen Augen dieses Herrn mehr Vertrauen schenkend als der fehlenden Uniform machen sich einige auf den Weg ans andere Ende des Zuges. Dort empfängt uns ein aufgebrachter Zugführer: „Hier bin ich der Chef, was Ihnen da erzählt wurde ist Quatsch! Hier dürfen Sie nicht sitzen.“ Der freundliche Herr, inzwischen eingetroffen: „Entschuldigung, Wirtz mein Name, diese zehn Gäste haben keinen Sitzplatz gefunden und werden jetzt in der ersten Klasse weiterreisen, hier ist ja noch ausreichend Platz.“ Der inzwischen hochrote Zugführer: „Sie haben hier überhaupt nichts zu sagen, ich möchte Sie bitten…“ „Doch doch, ich arbeite heute für Ihr Unternehmen, damit Sie mal wieder zufriedene Kunden haben!“ Zugführer: „Das wüsste ich aber…“ „Doch, heute arbeite ich auf eigene Kosten für die Deutsche Bahn. Die Mehrkosten für diese zehn Reisenden in der ersten Klasse übernehme ich.“
Vielen Dank, Herr Wirtz!
Hans Dambeck, Berlin