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Hier ist Afrika (9)

 

Die Hupe ist hier der wichtigste Teil an einem Auto. Wenn auch sonst alles rostet und klappert, wenigstens die Hupe sollte funktionieren. Wer ein Ziel hat, hupt und fährt einfach los. Denn der kamerunische Straßenverkehr ist ein großes Durcheinander. Alle fahren kreuz und quer, mitunter auf der falschen Seite oder nebeneinander sich unterhaltend. Motorräder schieben sich knatternd zwischen Autos, Busse und Lastwagen, und wenn man eine Kreuzung unbeschadet überquert hat, kann man eigentlich immer froh sein. Oft scheint keine Briefmarke mehr zwischen zwei Fahrzeuge zu passen, die noch dazu üppig beladen sind. In einen Kleinwagen passen locker bis zu zehn Personen, dazu Wasserrohre, Säcke voller Mais oder Mangos, Feuerholz und auch noch ein paar lebende Schweine. Da sich mitunter mitten auf der Straße badewannengroße Löcher öffnen, je nach Saison auch tiefe Rillen und Krater, könnte es generell nicht schaden, gleich mehrere Augenpaare zu besitzen.

©ZEIT Grafik

Oder besser mehrere Schutzengel. Kurz vor einem Frontalzusammenstoß kriegen die Fahrer bei Überholmanövern dann doch immer noch die Kurve, und ich frage sie, eben dem Herzinfarkt entkommen, wie sie das nur aushalten. „Wir beten immer“, ist die Antwort. Mich hat ein ganz weltlicher Trick bisher vor dem Schlimmsten bewahrt, wenn ich auf einem Motorrad mitfahre. Um meinen Fahrer wenigstens ein bisschen zu bremsen, sage ich einfach: „Fahr nicht so schnell, sonst muss ich mich übergeben!“ Das wirkt in jedem Fall. So groß ist die Risikobereitschaft dann wieder doch nicht.

Seit fast zwei Jahren lebt Tabea Müller, 37, im Nordwesten Kameruns. Als Sozialmanagerin berät sie Frauen, unterstützt ein Alphabetisierungsprogramm und andere Projekte. Hier erzählt sie jede Woche über den Alltag im Inneren Afrikas.